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2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung
der im Stiftsbesitz befindlichen Fischgewässer , Teiche und Fischabgaben
wurden bis zu 5000 Gulden jährlich für den Einkauf von Fischen ausge-
geben –, die Abgabe von Reit - und Wagenpferden , die Einschränkung des
Holzbedarfs durch ordentliche Aufbereitung und Trocknung desselben oder
die Reduktion der Ausgaben für die Pfarren.156 Die Reformen sollten auch
einen selbstverstärkenden Effekt haben, da man mit der Verringerung des
Personals und des Verbots des »Brotaustragens« auch weniger Mitarbeiter
in der Bäckerei brauchte. Ebenso sollte durch die Reduktion des Pferde-
bestandes der Posten eines eigenen Strohschneiders überflüssig werden.157
Der Aufwand für den Anwalt konterkarierte allerdings die Sparmaßnahmen
insofern, als er mit 200 Gulden Jahresgehalt, freier Verpflegung und Holz-
versorgung, der Fütterung für zwei Pferde , der Besoldung , Verpflegung und
Einkleidung eines Dieners sowie einem Dreiling Wein (1358 Liter) selbst
erhebliche Kosten verursachte.158
Propst Leopold verfasste im März 1565 einen langen Bericht an Kai-
ser Maximilian II. über die Umsetzung der Reformmaßnahmen, in dem er
kritisch anmerkte, dass der ihm eigentlich untergebene Oberkellerer eine
Reihe von Aufgaben des Propstes übertragen bekam, die ihn in einigen
Bereichen zu seinem Vorgesetzten machen würden. Ansonsten habe sich die
Regierung durch den Beirat bewährt, allerdings wolle er weiterhin selbst die
Verwaltung führen, aber den drei Beiräten genaue Rechenschaft ablegen. Es
ist nicht bekannt, ob er mit seiner Eingabe unmittelbar Erfolg hatte, jeden-
falls dürfte die Verwaltung durch ein Kollegium nicht allzu lange bestanden
haben.159
Propst Kaspar Christiani (1578–1584), mit dem die Gegenreformation in
Klosterneuburg Einzug hielt, hat offenbar schon relativ kurz nach seinem
Amtsantritt zahlreiche protestantische Amtsträger entlassen und durch
katholische ersetzt.160 Unter seiner Regierung kam es zwar mehrfach zu
Auseinandersetzungen mit Teilen des Konvents – so lehnten einige Chorher-
ren seine gegenreformatorischen Maßnahmen ab, er wurde darüber hinaus
beim Passauer Offizial angezeigt, weil er aus Gründen der Sparsamkeit die
Wein- und Speisenzuteilung an die Konventualen stark gekürzt hatte –,
im Allgemeinen dürfte die Verwaltung unter seiner Regierung aber in ein
ruhigeres Fahrwasser gekommen sein.161 Jedenfalls sind in seiner Amtszeit,
ebenso wie bei seinem Nachfolger Balthasar Polzmann (1584–1586), der
156 Nr. 5 , P, §§ 1, 3, 4, 5, 6, 7, 9, 10.
157 Nr. 5 , §§ 11, 14.
158 Nr. 6, § 6. Zum Vergleich: Der Hofmeister, der allerdings eine Stiftswohnung hatte, verdiente
zu dieser Zeit 60 Gulden im Jahr (Nr. 28 , § 2).
159 Röhrig, Protestantismus und Gegenreformation 127 f.
160 Röhrig, Protestantismus und Gegenreformation 146.
161 Röhrig, Protestantismus und Gegenreformation 150 f.
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INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Title
- INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
- Subtitle
- Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Editor
- Josef Löffler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21304-8
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 876
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Verzeichnis der Editionseinheiten 9
- Geleitwort 21
- Vorwort 23
- EINFÜHRUNG 25
- 1. Einleitung und Forschungsstand 25
- 2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung 30
- 2.1 Die Besitzungen des Klosters 30
- 2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft 35
- 2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer 39
- 2.4 Allgemeine Tendenzen in der Stiftsverwaltung im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Konfessionalisierung 45
- 2.5 Die Amtsträger und der Verwaltungsaufbau vom frühen 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 52
- 2.6 Die Herrschaftsverwaltung von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1786 59
- 3. Die Quellen 65
- ERLÄUTERUNGEN ZUR EDITION 79
- 1. Die Quellenüberlieferung 79
- 2. Die Editionseinheiten und deren Anordnung 95
- 3. Aufbau der Editionseinheiten 101
- 4. Editionsgrundsätze 107
- EDITION 111
- 1. Texte zur Reform der Verwaltung (Mitte des 16. Jahrhunderts) 111
- 2. Der landesfürstliche Anwalt 126
- 3. Das Hofmeisteramt 140
- 4. Die Rentkammer 257
- 5. Die Oberkammer 282
- 6. Die Registratur 362
- 7. Die einzelnen Herrschaften, der Meierhof in Tuttendorf und der Lesehof in Krems 370
- 7.1 Instruktion für den Meierhof in Tuttendorf sowie Bestallung und Revers des Meiers 370
- 7.2 Instruktion und Revers des Verwalters des Hofes in Krems 376
- 7.3 Instruktionen für den Pfleger der Herrschaft Hagenbrunn 380
- 7.4 Instruktion für den Pfleger der Herrschaft Atzenbrugg 385
- 7.5 Instruktion für den Rentschreiber in Prinzendorf 388
- 7.6 Instruktion für den Rentschreiber in Stoitzendorf 392
- 7.7 Instruktion für Beamte auf der Herrschaft Prinzendorf 398
- 7.8 Erklärung des Justiziars der Herrschaft Hauskirchen 402
- 8. Das Kammeramt 404
- 9. Die Forstwirtschaft 423
- 9.1 Instruktionen für den Förster 423
- 9.2 Instruktionen für den Förster für die jenseits der Donau gelegenen Forstgebiete (Tuttenhof) 472
- 9.3 Instruktion für den Förster in der Schwarzen Lacken 482
- 9.4 Instruktion für den Förster über die Holzausgabe an die Klosterbediensteten 487
- 9.5 Reverse von Förstern 489
- 10. Kelleramt, Weinbau und Weinzehent 493
- 10.1 Kellerordnung 493
- 10.2 Instruktion für die Weingärten 518
- 10.3 Instruktionen für den Weinkellner 520
- 10.4 Instruktion für den Hofbinder 554
- 10.5 Instruktion für die Zehenthandler und Paktisten 559
- 10.6 Instruktion für den Zehenteinbringer in Höflein 562
- 10.7 Instruktionen für den Weinkellner über die Weinausspeisung an die Klosterbediensteten 563
- 10.8 Instruktion für den Kellermeister über die Weinausspeisung an die Untertanen 574
- 10.9 Instruktion für den Weinbeschreiber 582
- 10.10 Heiratsrevers eines Weinzehenthandlers 584
- 11. Das Küchenamt 585
- 12. Das Pfisteramt 609
- 13. Das Spital und die Stiftsapotheke 650
- 14. Der Pferdestall und das Fuhrwesen 679
- 15. Angestellte und Handwerker 709
- 16. Die Donauschifffahrt 724
- 17. Die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1786 und damit in Verbindung stehende Texte 730
- VERZEICHNISSE UND REGISTER 783
- 1. Quellen- und Literaturverzeichnis 783
- 2. Abkürzungsverzeichnis 798
- 3. Maße, Gewichte und Geldeinheiten 799
- 4. Pröpste des Stiftes Klosterneuburg 800
- 5. Glossar 801
- 6. Personenregister 841
- 7. Ortsregister 845
- 8. Sachregister 848