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Das Prinzip der Nachahmung | 13
Doch wie kann man Städte so effektiv und so schnell wie möglich klimafreund-
lich umgestalten? Mit dieser zugegeben komplexen Frage kommen wir zurück nach
Brüssel, wo auf der eingangs erwähnten Veranstaltung eine scheinbar einfache Ant-
wort gegeben wurde: „Sharing and improving knowledge between cities as well as
the replication of good practices is key for making the transition happen.“ (F-141202-
Brüssel)
Städte gelten als Knotenpunkte lokaler Partizipation und globaler Ausbreitung
eben solcher Good Practices4 (Barber 2014) und der Glaube an das „Prinzip der
Nachahmung“5 begegnete mir regelmäßig, seit ich im Sommer 2013 als Projektma-
nagerin für das Climate-KIC zu arbeiten begann: in der alltäglichen Projektarbeit mit
Kommunen, Beratern, (Auftrags-)Forschern und Unternehmen, auf Workshops und
Konferenzen von Städtenetzwerken oder Forschungs- und Beratungsinstituten sowie
in allerlei politischen und wissenschaftlichen Publikationen (u.a. Rösler 2011; Ser-
vicestelle: Kommunaler Klimaschutz 2012a; Kind et al. 2013; Institut dezentrale
Energietechnologien 2014; SK: KK 2015a). Schreurs (2008: 346) sieht dementspre-
chend enormes transformatives Potenzial in Städten, sofern gute Praktiken im großen
Stil entwickelt und verbreitet werden: „To the extent that best practices diffuse
among them [cities], there is considerable potential for rapid improvements to be
made in energy efficiency, public transport, use of renewables, greening of cities, and
the like.“
Auch Brand (2007: 619) stellt fest, dass das Gelingen kommunaler Umweltpolitik
zunehmend mit der erfolgreichen Adaption von Best Practices, die in internationalen
Programmen und Netzwerken verbreitet werden, gleichgesetzt wird: „Progress towa-
rds urban sustainability became a question of the adoption of good practice, to be
promoted through international programmes and city networks, and measured
through indicators, supported by a now huge literature on sustainable urban develo-
pment.“
Insgesamt scheint es so, dass im Rahmen des allgemeinen Trends zur Transnati-
onalisierung in der Politikgestaltung das Regieren durch Best Practices zu einer zu-
nehmend akzeptierten, wenn nicht unentbehrlichen Regierungstechnik geworden ist
(Simons 2016). Das ist insofern nicht weiter verwunderlich, als insbesondere viele
EU-Förderprogramme – auch außerhalb von Klimaschutz und Stadtentwicklung –
4 Unter „Good“ bzw. „Best Practices“ – zu Deutsch: „gute Praxisbeispiele” – verstehe ich
im Rahmen dieser Arbeit praktisch erfolgreiche Lösungen, Prozesse oder Methoden, die
vorhandenen Leitbildern, strategischen Zielen und anerkannten Werten entsprechen und
bestehende Standards beachten oder widerspiegeln, um Verbesserungen zu erzielen. Siehe
dazu ausführlich Kapitel #Begriffsgeschichte und Definition.
5 Der Ausdruck stammt von einem Masterplanmanager, der ihn während einer Präsentation
benutzte (F-150313-Rheine).
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Titel
- Kommunen im Klimawandel
- Untertitel
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Autor
- Nanja Nagorny-Koring
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Abmessungen
- 15.4 x 23.0 cm
- Seiten
- 324
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315