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186 | Kommunen im Klimawandel
IMPLIKATIONEN EINER BESONDEREN FORM
DES KLIMASCHUTZES
[…] policymaking [i]s a creative, intellectual, prob-
lem-solving activity, wherein goals, puzzles, and
problems are defined by certain frameworks of rea-
soning.
(Anderson 1978: 36)
Meine Ausführungen haben verdeutlicht, dass politische Rationalitäten, politische
Programme und Regierungsrationalitäten ein komplexes Geflecht aus Theorien, Prin-
zipien, Begrifflichkeiten, Methoden und Strategien bilden, welche mitunter stark nor-
mativ aufgeladen sind, indem sie ein ideales Bild politischer Steuerung evozieren.
Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass politische Rationalitäten und deren Pro-
gramme und Regierungskünste als hochgradig kontingent und veränderbar einzustu-
fen sind: Die Einführung neuer Gesetze oder auch schon kleine Veränderungen in
Richtlinientexten oder dem Design von Förderprogrammen können die Logiken und
Rationalitäten signifikant verschieben und damit ganz andere Denk- und Handlungs-
weisen als politisch rational erscheinen lassen. Wird bspw. Klimaschutz durch eine
Gesetzesänderung auf Länderebene zu einer kommunalen Pflichtaufgabe erkoren, ist
denkbar, dass die unternehmerisch-inspirierte Regierungskunst Klimaschutzmanage-
ment von einer alternativen, stärker auf die Daseinsvorsorge abzielenden Regierungs-
rationalität abgelöst wird. Fest steht, dass politische Rationalitäten und Programme
neue Formen von Realität schaffen, indem sie durch Sprache und Texte Wahrheits-
effekte erzielen und damit bestimmte Probleme, Objekte und Phänomene wie den
Klimawandel in den Bereich der (kommunalen) Regierung übersetzen und diese so
als „denk-, lenk- und veränderbar konstituieren“ (Dzudzek 2016: 39). Um nachvoll-
ziehen zu können, wie öffentliche Probleme bewertet und Politiken analysiert wer-
den, muss man verstehen, wie die Logiken des Regierens als strukturierte Diskurs-
systeme funktionieren. Diese Rationalitäten spiegeln nicht einfach Überzeugungen,
Werte, Meinungen, Einstellungen und Erkenntnisse wider, sondern stellen eine
grundlegende Analyseeinheit der politischen Entscheidungsfindung dar.
Wie eng verwoben, interdependent und ko-konstitutiv Problematisierungen, Ra-
tionalitäten und Technologien innerhalb eines Praxisregimes sind, zeigt sich darin,
wie sich die von mir im Kapitel #Kommunen im Klimawandel dargestellten Proble-
matisierungsformen in den Rationalitäten des NPM und TM artikulieren und so zu
neuen politisch-administrativen Praktiken und ethisch-normativen Vorstellungen im
kommunalen Klimaschutz führen. Die Problematisierung des Klimawandels als
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Titel
- Kommunen im Klimawandel
- Untertitel
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Autor
- Nanja Nagorny-Koring
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Abmessungen
- 15.4 x 23.0 cm
- Seiten
- 324
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315