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New Public Climate Management | 179
DIE REGIERUNGSRATIONALITÄT
DES KLIMASCHUTZMANAGEMENTS (2):
DAS RAD NICHT NEU ERFINDEN
Und um wieviel mehr erneuern sich unsere Gesell-
schaften durch Arbeit, die das Zusammenwirken von
einander nachgeahmten Handlungen ist, als durch
Revolution!
(Tarde [1890] 2009: 30)
Die sich gegenseitig verstärkenden politischen Rationalitäten – die zum einen eine
Ineffizienz und Ineffektivität bestehender Regierungsweisen sowie einen Mangel an
entscheidungsrelevanten Informationen konstatieren und zum anderen von einer
grundsätzlichen Steuerbarkeit des Klimawandels durch Managementtechniken aus-
gehen – treffen auf eine kollektive Angst (vornehmlich diskursiver Natur) vor einer
drohenden „Klima-Apokalypse“, gepaart mit dem wachsenden politischem Druck,
konkrete Erfolge im Klimaschutz vorweisen zu müssen. In diesem Umfeld erwuchs
der weitverbreitete Glaube, Klimaschutz könne unter anderem mithilfe der Aufberei-
tung, Verbreitung und Umsetzung der Regierungstechnik Best Practices optimiert
werden. Diesen Glauben habe ich in der Einleitung als „Prinzip der Nachahmung“
beschrieben und führe ihn an dieser Stelle noch einmal aus, da das erklärte Ziel vieler
aktueller politischer Programme (zu denen auch meine beiden Fallbeispiele zählen)
und der meisten TMNs, das systematische Adaptieren von erfolgreichen, vorbildli-
chen Maßnahmen ist (F-150316-Berlin). Der Einsatz und die Promotion der Regie-
rungstechnik Best Practice fußt somit auf dem Glauben, dass
1. Kommunen als „Lernräume“ zu verstehen sind, die wie jede andere Organi-
sation voneinander lernen und profitieren können, wenn sie miteinander ko-
operieren und Informationen bereitwillig weitergeben, bspw. in Form von
Best Practice Beispielen: „[…] dieser Lernprozess einer Organisation, in dem
Fall einer sehr großen Organisation, mit sehr, sehr vielen Beitragenden, wo
man sich erhofft, möglichst schnell die positiven und negativen Erfahrungen
zu machen und seine Schlüsse daraus zu ziehen; insbesondere im Hinblick auf
die zeitkritische Komponente“ (IK-6, 2015: 79);
2. durch den Vergleich und den Austausch mit anderen Kommunen ein Hand-
lungs- und/oder Veränderungsdruck stimuliert wird, der zur Wirkungsmaxi-
mierung führt: „Sie [Best Practices] zeigen das enorme Potenzial, das in den
Kommunen steckt, und sind zugleich eine Aufforderung an alle kommunalen
Entscheidungsträger, ähnliche Vorhaben zu realisieren.“ (SK: KK 2011: 5)
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Titel
- Kommunen im Klimawandel
- Untertitel
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Autor
- Nanja Nagorny-Koring
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Abmessungen
- 15.4 x 23.0 cm
- Seiten
- 324
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315