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126 | Kommunen im Klimawandel
So wird es möglich, den Staat als absoluten Sitz der Macht zu dezentrieren und statt-
dessen zu zeigen, wie Macht in jeglichen sozialen Körpern zu finden ist, sodass ein
Regieren an unendlich vielen Orten stattfinden und durch unzählige Techniken aus-
geführt werden kann (Rutherford 2007). Eine gouvernementale Analyse ist damit
stets auch eine Form der Kritik, indem sie die den Regierungsweisen inhärenten Ra-
tionalitäten expliziert; die Art, wie wir uns wahrnehmen und die Art, wie von uns
erwartet wird, dies zu tun, demonstriert sowie die Verbindungen aufzeigt zwischen
dem, wie wir uns selbst kennen und verstehen und dem, wie wir lenken und gelenkt
werden. Diese Aufdeckung ermöglicht die Überwindung des selbstverständlichen
Charakters von Regierungspraktiken. Der Sinn davon ist nicht, eine Veränderung
dieser Praktiken als unvermeidlich darzustellen oder zu vereinfachen. Stattdessen soll
ein Raum geschaffen werden, in dem es möglich ist, erstens, darüber nachzudenken,
wie man Dinge anders machen kann und Alternativen aufzuzeigen; zweitens, die
Wendepunkte hervorzuheben, wo Widerstand und Konflikte eine Dringlichkeit zur
Transformation mit sich bringen und drittens, auch sichtbar zu machen, in welchem
Maße und an welcher Stelle sich Wandel als schwierig erweisen könnte (Dean 1999:
36; vgl. Kapitel #„Best Practice ist eine Geschichte“).
KLIMA-GOUVERNEMENTALITÄT
Foucauldian-inspired governmentality literature is
becoming an increasing popular and productive re-
source for attempts to theorize, analyse and critique
contemporary environmental and climate govern-
ance.
(Death 2014: 77)
Natur und Umwelt gehörten nie zu den Themen, für die sich Foucault besonders in-
teressierte (Darier 1999; Rutherford 2007); doch genauso wie Wahnsinn, Sexualität
oder Kriminalität existieren Umweltprobleme nicht einfach „da draußen“ in einer rei-
nen und unvermittelten Form, sondern erst verschiedene Techniken, Prozeduren und
Praktiken konstruieren und produzieren „die Umwelt“ und deren Zerstörung durch
den Menschen in solch einer Art und Weise, dass sie sowohl zu einem Wissensobjekt
als auch zu einem Regierungsobjekt gemacht werden (Bäckstrand 2004). Ungeachtet
von Foucaults Desinteresse an Umweltthemen begannen schon wenige Jahre nach
der ersten Rezeption des Gouvernementalitätsbegriffs einige Wissenschaftler (z.B.
Luke 1995; Darier 1999) damit, als Antwort auf den wahrnehmbaren Mangel an
Foucault’schen Analysen zu Natur und Umwelt das Gouvernementalitätskonzept auf
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Titel
- Kommunen im Klimawandel
- Untertitel
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Autor
- Nanja Nagorny-Koring
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Abmessungen
- 15.4 x 23.0 cm
- Seiten
- 324
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315