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68 | Kommunen im Klimawandel
3. Einsparung und Wertschöpfung: Der Einstieg ins Klimathema erfolgt für viele
Kommunen über das Thema Energieeinsparung und Kostensenkung. Maß-
nahmen zur Energieeinsparung tragen zur Senkung von Treibhausgasen bei
und wirken sich positiv auf den kommunalen Haushalt aus. Doch wie im Ab-
schnitt #Klimawandel als ökonomisches Problem gezeigt, zielt man mit Kli-
maschutzmaßnahmen nicht nur auf Einsparungen ab, sondern auch auf zusätz-
liche Einnahmen: „Also warum machen wir das? Nochmal, wir machen es,
um hier die regionale Wertschöpfungskette zu fördern. […] Wir haben ausge-
rechnet, dass wir im Jahr 2010 für Benzin, Wärme und Strom in der Region
Hannover 2,6 Milliarden Euro ausgegeben haben, das entspricht pro Kopf
2.300 Euro Und mit dieser doch beeindruckenden Zahl bin ich mit dem Stra-
tegiepapier des Masterplans in die Politik gegangen und auch deswegen haben
wir wieder einen einstimmigen Beschluss bekommen, uns gemeinsam auf den
Weg zur klimaneutralen Stadt und Region zu machen.“ (IK-8, 2015: 8)
4. Stadtmarketing und Lebensqualität: In den Augen vieler Kommunen sind Kli-
maschutzmaßnahmen geeignet, um die Lebensqualität in der Kommune zu
verbessern und so die Attraktivität des Standorts zu erhöhen, was sich positiv
auf das Image der Kommune auswirken kann. „Wenn man als Kommune z.B.
einen sehr guten öffentlichen Nahverkehr zu bieten hat und dazu noch fahr-
radfreundlich ist, auch auf dem Land, dann fördert das auch den Zuzug, weil
die Leute sagen, da kann ich leben, da hab ich Zukunft, da komm ich überall
hin, da brauche ich nicht für jedes bisschen ein Auto […], sondern da kann
man auch ohne Auto leben und kann gut und günstig leben und hat dann zu-
sätzlich auch noch ein gutes Gewissen […]. Und da kann man sich in diesem
Zug, wenn die Gebäude saniert werden, wenn die Infrastruktur daraufhin ver-
bessert wird, doch wirklich einen Standortvorteil gegenüber anderen Regio-
nen erarbeiten.“ (IK-11, 2016: 6). Klimaschutz dient so auch der Profilierung
der Kommune im überregionalen Standortwettbewerb.
5. Umweltbewegung und Verantwortung: In einigen Kommunen entwickelte
sich das Engagement im Klimaschutz auch aus der Zivilgesellschaft heraus,
die z.B. in Form einer starken Agenda 21-Bewegung oder im Nachhaltigkeits-
bereich aktiver Unternehmen Klimaschutzmaßnahmen seitens der Kommune
einforderten (Neumarkt, Rostock). Gerade für Pionier-Kommunen, die bereits
seit den 1990ern Klimaschutz betreiben, war auch die Motivation, auf lokaler
Ebene Verantwortung für ein globales Problem zu übernehmen, zentral:
„Wenn wir diese Erde retten wollen vor der Klimakatastrophe, dann müssen
wir etwas tun, dann muss jeder etwas tun.“ (IK-16, 2016: 16). Viele, insbe-
sondere Großstädte, erleben zudem bereits die negativen Effekte des Klima-
wandels wie vermehrte Hitzewellen oder Starkregen, wodurch langfristige
Daseinsvorsorge ein triftiger Grund für kommunalen Klimaschutz sein kann.
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Titel
- Kommunen im Klimawandel
- Untertitel
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Autor
- Nanja Nagorny-Koring
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Abmessungen
- 15.4 x 23.0 cm
- Seiten
- 324
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315