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Kommunen im Klimawandel - Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
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Den guten Praktiken auf der Spur | 79 Folgen einer unreflektierten Anwendung von Best Practices als Steuerungsmechanis- mus. Im Laufe dieser Arbeit komme ich an verschiedenen Stellen auf einige dieser Punkte zurück und vertiefe sie entsprechend. Pragmatische Kritik 1. Die Existenz von Best Practices an sich wird zurückgewiesen, weil der Erfolg von Maßnahmen extrem kontextabhängig sei. Die Vorstellung, dass es eine „beste“ Praktik gibt, die man identifizieren und beschreiben kann, sei ein Irr- glaube. Was an einem Ort funktioniere und dort als Best Practice zu bezeich- nen wäre, müsse nicht notwendigerweise auch an einem anderen Ort gut funk- tionieren; im Gegenteil könne die Praktik dort sogar negative Auswirkungen haben. Gleiches gelte für die Ausgangssituation: Für eine Kommune, die ge- rade erst aktiv wird im Klimaschutz, mag der Austausch der Heizungsanlage im Rathaus als Best Practice kommuniziert werden. In einer Kommune, die schon viele Jahre Klimaschutz betreibt, ist das aber schon Selbstverständlich- keit und damit eher Must-have statt Best Practice (Wolman und Page 2002; Bardach 2003; Radaelli 2004; Francis und Holloway 2007; Macmillen 2010; Veselý 2011; Stead 2012; Macmillen und Stead 2014; Montero 2017). 2. Es wird bemängelt, dass die Identifizierung von Best Practices auf keiner ein- heitlichen Methode oder Systematik beruht. Es sei deshalb kaum nachvoll- ziehbar, wie eine gute Praktik zu einer Best Practice (gemacht) wird; sie seien daher nicht „valide“. Ebenso wird die mangelnde Evaluation der selektierten und als Best Practice ausgelobten Praktiken kritisiert. Viele Akteure sind da- her skeptisch, ob es sich bei den Maßnahmen tatsächlich um eine Best Practice oder nicht eher nur um besonders erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit handelt (Overman und Boyd 1994; Wolman et al. 1994; Wolman und Page 2002; Myers et al. 2004; Wolman et al. 2004; Bretschneider et al. 2005; Bulkeley 2006; Francis und Holloway 2007; Veselý 2011; Stead 2012, 2013; Macmil- len und Stead 2014). 3. Oft kritisiert wird auch der einseitige Fokus auf Erfolgsgeschichten. Viele Kri- tiker sind der Meinung, dass das Lernen aus Fehlern viel effektiver sei als das Lernen aus reinen Erfolgsgeschichten. Der Fokus auf Best Practices sei des- wegen kontraproduktiv. Außerdem finde durch Best Practices eine zu starke Vereinfachung und Dekontextualisierung statt, sodass Lernen zusätzlich er- schwert werde: Denn statt explizitem, verallgemeinerbarem Wissen seien Praktiker vielmehr an implizitem Erfahrungswissen (sogenanntem tacit know- ledge) interessiert, um Maßnahmen erfolgreich nachzuahmen oder anzupas- sen (Wolman et al. 1994; Snowden 2003; Radaelli 2004; Wolman und Page 2002; Veselý 2011; Bardach 2012; Macmillen und Stead 2014).
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Kommunen im Klimawandel Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
Titel
Kommunen im Klimawandel
Untertitel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
Autor
Nanja Nagorny-Koring
Verlag
transcript Verlag
Ort
Bielefeld
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4627-0
Abmessungen
15.4 x 23.0 cm
Seiten
324
Kategorien
Naturwissenschaften Umwelt und Klima

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 9
  2. Das Prinzip der Nachahmung 11
  3. Forschungslücke und Fragestellung 16
  4. Aufbau der Arbeit 21
  5. Kommunen im Klimawandel 25
  6. Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
  7. Klimawandel als Politikproblem 32
  8. Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
  9. Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
  10. Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
  11. Klimawandel als ökonomisches Problem 61
  12. Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
  13. Den guten Praktiken auf der Spur 71
  14. Begriffsgeschichte und Definition 73
  15. Kritik und Positionalität 78
  16. Best Practice-Forschung 82
  17. Projektdesign 90
  18. Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
  19. Gouvernementalität 116
  20. Klima-Gouvernementalität 126
  21. Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
  22. New Public Climate Management 141
  23. Politische Rationalitäten 142
  24. Klima\Wandel ist regierbar 145
  25. Politische Programme 162
  26. Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
  27. Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
  28. Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
  29. Best Climate Practices 189
  30. Rationalitäten und Technologien 191
  31. „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
  32. „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
  33. Reflexion 227
  34. „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
  35. Zur Performativität von Best Practices 239
  36. Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
  37. Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
  38. Literatur 275
  39. Anhang 315
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