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Die Kunst, den Klimawandel zu regieren | 123
lungsform sind, können dementsprechend kommunale Realität auf sehr unterschied-
liche Art und Weise sichtbar machen (vgl. Kapitel #Zur Performativität von Best
Practices).
Ziel dieser Arbeit ist es, durch die Erforschung von Best Practices als wissens-
produzierende und -transferierende Regierungstechniken die Reziprozitäten zwi-
schen ebensolchen Technologien und ihren politischen Rationalitäten kritisch zu hin-
terfragen, indem die dahinterliegenden Macht-Wissen-Komplexe aufgedeckt wer-
den. Insbesondere in einem so langfristigen und transformativ angelegten Politikfeld
wie dem (kommunalen) Klimaschutz ist es zentral, Wissenserzeugung durch Instru-
mente wie Best Practices als Versuch zu verstehen, potenziell konflikthafte Situatio-
nen unter Kontrolle zu bringen. Dadurch, dass einzelne Interventionen in den Be-
schreibungen von ihren Störfällen, Problemen und Konflikten befreit werden und
stattdessen als ein Zusammenspiel von sicheren, reibungslos zusammenpassenden
Komponenten dargestellt werden, können sie in stabile, nachahmenswerte Situatio-
nen umgewandelt werden. Gleichzeitig bieten Politiken der Wissensproduktion und
ihre Werkzeuge aber auch die Möglichkeit, alternative statt stabilisierende Visionen
hervorzubringen, wodurch bestehende Systeme oder Realitäten schließlich gestört
und verändert werden können. Schlussendlich ist aus einer normativen Perspektive
entscheidend, ob die wissensbildenden Prozesse, die die Formulierung politischer
Rationalitäten untermauern, so konfiguriert sind, dass gesellschaftlicher Wandel hin
zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht nur sichtbar, sondern auch realisierbar
gemacht wird (vgl. Kapitel #Zum transformativen Potenzial von Best Practices).
Analytik der Regierung
An analytics of government attempts to show that our
taken-for-granted ways of doing things and how we
think about and question them are not entirely self-
evident or necessary.
(Dean 1999: 21)
Nachdem kurz zentrale Begrifflichkeiten und Denkweisen der Gouvernementalitäts-
studien eingeführt wurden, gehe ich zum Abschluss dieses in die Thematik einleiten-
den Abschnitts auf die Besonderheiten einer gouvernementalen Analyseperspektive
ein. Aus den vorhergehenden Ausführungen kann man ableiten, dass sich durch die
Kategorie der Gouvernementalität, die Regieren und Denkweisen semantisch zu ei-
ner Regierungskunst verbindet, ein neues Instrument zur Untersuchung der zuvor er-
klärten Macht-Wissen-Komplexe ergibt (Lemke 2001).
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Titel
- Kommunen im Klimawandel
- Untertitel
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Autor
- Nanja Nagorny-Koring
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Abmessungen
- 15.4 x 23.0 cm
- Seiten
- 324
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315