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New Public Climate Management | 157
an die identifizierten Transformationspfade ausgewählt. Dabei wird erwartet, dass sie
die Vision und den Auswahlprozess für neue Experimente entweder bestätigen oder
verändern, was zu einem Prozess sozialen Lernens führen soll („Learning by Doing“
und „Doing by Learning“; Rotmans et al. 2001). Die Schaffung solcher Feedback-
Schleifen macht Reflexivität zu einem zentralen Element der (politischen) Entschei-
dungsfindung, indem Mechanismen zur Verfügung gestellt werden, die neu entdeck-
tes Wissen in den strategisch-taktischen Rahmen (Ziele, Visionen und Transformati-
onspfade) inkorporieren. So stehen mit Schritt fünf kontinuierliche Evaluation, Mo-
nitoring und Anpassung im Zentrum des TM-Konzeptes – sowohl in Bezug auf den
Prozess selbst als auch auf den Inhalt des Experimentierens (Kemp et al. 2007). Im
letzten Schritt geht es darum, das durch Experimentieren gewonnene sowie durch
Monitoring und Evaluation systematisch ausgewertete Transformationswissen zu
verbreiten. Damit transformativer Wandel initiiert bzw. beschleunigt werden kann,
müssen erfolgreiche Veränderungsmuster und Beispiele räumlich breit diffundiert
und skaliert werden (z.B. durch Aufbereitung und Verbreitung von Best Practice-
Beispielen). Gemäß dieser Interpretation wird das Regieren von Wandel zu einem
strategischen Steuerungsprozess:
„The model of transition management tries to utilize innovative bottom-up developments in a
more strategic way by coordinating different levels of governance and fostering self-organiza-
tion through new types of interaction and cycles of learning and action for radical innovations
offering sustainability benefits.“ (Kemp et al. 2007: 80)
Zunächst kam TM insbesondere in den Niederlanden, Belgien und Großbritannien in
verschiedenen nationalen und regionalen Politikprojekten zum Einsatz (vgl. Avelino
2009; Loorbach und Rotmans 2010). Die Operationalisierung von TM erfolgte in
diesen Projekten vor allem durch die Kombination von Problemstrukturierung und
Visionsentwicklung in Multi-Stakeholder-Arenen, Koalitionenbildungen, Umset-
zung durch Experimente und Pilotprojekte sowie Monitoring und Evaluierungsmaß-
nahmen (Markard et al. 2012). In jüngerer Zeit zieht TM zunehmend die Aufmerk-
samkeit von Kommunen auf sich, die in TM eine Möglichkeit sehen, städtischen
Wandel effizienter zu steuern (Bulkeley et al. 2013; Bulkeley et al. 2015). Inspiriert
von Elementen des TM begann eine Reihe von europäischen Städten damit, strategi-
schere Ansätze zur Steuerung transformativen Wandels hin zu einer klimaneutralen
Gesellschaft zu nutzen (Nevens et al. 2013; Nevens und Roorda 2014; Porter et al.
2015; Loorbach et al. 2016; Voytenko et al. 2016; Nagorny-Koring und Nochta
2018).
Auch in den von mir betrachteten Fallbeispielen wird „Klimaschutz nicht als ein
Umweltthema betrachte[t], sondern [als] ein integrierter Transformationsprozess, der
notwendig ist“ (IN-2, 2016: 15). Bei den Akteuren hat sich gleichsam ein systemi-
sches Denken durchgesetzt, wie bspw. der Ausschnitt aus dem Masterplan des LK
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Titel
- Kommunen im Klimawandel
- Untertitel
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Autor
- Nanja Nagorny-Koring
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Abmessungen
- 15.4 x 23.0 cm
- Seiten
- 324
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315