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New Public Climate Management | 187
MLG-Problem drückt sich auch im Klimaschutzmanagement in Form der Problemlö-
sungsorientierung sowie der Bevorzugung netzwerkförmiger oder kooperativer Steu-
erungsmechanismen aus. Mit den Rationalitäten des NPM und TM wird „Gover-
nance“ von einer Analyseperspektive zu einer Regierungsrationalität, die daher als
Effekt von Lösungsversuchen im Kontext bestimmter Problematisierungen aufge-
fasst werden muss. Die Rahmung des Klimawandels als systematisch steuerbares
Problem führt außerdem dazu, dass technokratische Steuerungs- und Management-
modelle, die mit einem Fokus auf politischem Konsens, kollektiver Problemlösung
sowie Koordination und Kooperation einhergehen, priorisiert werden.
Auch die Problematisierung des Städtischen in Bezug auf den Klimawandel als
Schlüssel zum Gelingen der Transformation zeigt sich insbesondere in der TM-Lo-
gik. Kommunen werden hier als besonders befähigte Organe angesehen, die als
Keimzelle für kulturelle, soziale und wirtschaftliche Weiterentwicklung in der Lage
sind, den multiplen Herausforderungen des Klimawandels durch kleinmaßstäbige
Experimente kreativ zu begegnen. Im TM artikuliert sich ausdrücklich der Glaube
daran, dass Wandel durch soziale, wirtschaftliche, kulturelle und technische Innova-
tionen angeregt wird und dass diese Innovationen ihren Ausgangspunkt zumeist in
Städten haben, da auf lokaler Ebene innovative Lösungen am besten ausprobiert wer-
den können.
Die dominante Problematisierung des Klimawandels unter ökonomischen Ge-
sichtspunkten zeigt sich insbesondere im NPM-Paradigma. Die Reduzierung des Kli-
mawandels auf ein vornehmlich ökonomisches Problem – artikuliert als das „größte
und weittragendste Versagen des Marktes, das es je gegeben hat“ (Stern 2006: i) –
führt zu einer verstärkten Ausrichtung des Klimaschutzes an ökonomischen und un-
ternehmerischen Prinzipien und Methoden, wie sie sich im Klimaschutzmanagement
wiederfinden. Durch die Einführung und Anwendung von Managementmethoden
soll die Verwaltung effizienter und effektiver gestaltet sowie Innovationen generiert
werden, um die Wirtschaft zu dekarbonisieren, wobei die aktuelle Struktur und Funk-
tion der Wirtschaft jedoch beibehalten werden kann. Klimaschutz ist damit kein po-
litisches, gesellschaftliches, kulturelles oder soziales Projekt, sondern eine Innovati-
ons- und Wirtschaftsstrategie.
Im Zusammenspiel von Problematisierungen und politischen Rationalitäten
wurde so eine ganz besondere Form des Klimaschutzes auf kommunaler Ebene her-
vorgebracht: das Klimaschutzmanagement mit seiner eigenen Sprache und seinen ei-
genen Methoden und Techniken. Klimaschutz wird gemäß dieser Regierungsrationa-
lität, beeinflusst durch Denkweisen des NPM und des TM, als komplexes System
verstanden, welches es durch unternehmerische Methoden effektiv zu steuern und zu
überwachen gilt, um größtmögliche, messbare Wirkung zu entfalten. Eine solche
Aus- bzw. Zurichtung des Klimaschutzes führt jedoch teilweise auch dazu, dass an-
dere relevante Aspekte wie Verhaltensänderungen, Kulturwandel, Suffizienz und
Schrumpfung, radikale Neuerungen oder nicht bzw. nur schlecht quantifizierbare
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Titel
- Kommunen im Klimawandel
- Untertitel
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Autor
- Nanja Nagorny-Koring
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Abmessungen
- 15.4 x 23.0 cm
- Seiten
- 324
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315