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Best Climate Practices | 203
strategische Kalkulation und Abwägung kontextspezifischer Kriterien. Außerdem ist
man stets auf die Kooperation mit der jeweiligen Kommune als Best Practice-Quelle
angewiesen und auch dort spielen interne Machtfragen und politische Befindlichkei-
ten eine Rolle.
„A main problem of good practice production is, that it is very time consuming. Especially for
the type of good practice documentation that we want to do, because we do them with our
members and we really strive to get their input and their endorsement. This takes time, just
because they have to go through whatever political things and it also takes effort from my side.
So we are not like a research institution [which] just can write something and then that’s fine.“
(IN-5, 2016: 17)
Neben den TMNs sind Forschungsinstitute und Beratungsunternehmen zentrale Ak-
teure der Best Practice-Produktion. Sie gehen dabei ganz ähnlich vor, allerdings mit
dem Unterschied, dass es sich bei deren Projekten um Beauftragungen mit konkreten
(politischen) Anforderungen handelt. Das Deutsche Institut für Urbanistik (DIFU)
wurde vom BMUB bspw. damit beauftragt, das „Service- und Kompetenzzentrum
Kommunaler Klimaschutz“ (SK:KK) ins Leben zu rufen, welches möglichst viele
deutsche Kommunen zum Klimaschutzhandeln bewegen und dahingehend beraten
soll. Zu diesem Zweck wird bspw. eine umfangreiche Onlinedatenbank mit „Praxis-
beispielen“ gespeist mit dem Ziel, eine möglichst große Bandbreite an Beispielen
bieten zu können. Das heißt, man sucht gezielt nach Beispielen aus allen geographi-
schen Kontexten Deutschlands, allen Kommunengrößen, diversen Zielgruppen usw.
Die Sammlung der Beispiele erfolgt hier meist über eigene Veranstaltungen oder die
systematische Recherche in der Förderdatenbank des BMUB. Der Erfolg der Maß-
nahmen wird durch Rücksprache mit dem PtJ, dem Fördermittelabwickler des
BMUB, gegengeprüft (F-150423-Dresden). Auch hier geht es weniger um die tat-
sächlich „besten“ Praktiken: Politisches Kalkül bzw. spezifische Anforderungen füh-
ren dazu, dass eine Best Practice nicht unbedingt das meiste CO2 einsparen muss oder
eine radikal neue Lösung präsentiert. Wichtiger ist hier, ob das Beispiel aus einer
bestimmten Region kommt oder aus einer schrumpfenden Kommune oder aus einer
mit Haushaltssicherung, um zeigen zu können, dass es für jeden Kontext ein gutes
Beispiel gibt. Hier zeigt sich auch, wie durch Best Practices Differenz lokal produ-
ziert wird: Das Aufdecken von Praktiken der Klassifizierung und Bewertung von
Best Practices legt Prozesse der Grenzziehung zwischen einfachen Klimaschutzmaß-
nahmen und den „besten“ bzw. „nachahmenswertesten“ Klimaschutzmaßnahmen of-
fen. Meine Untersuchung von 151 guten Praxisbeispielen der Onlinedatenbank der
NKI ergab bspw., dass nur sieben Kommunen mit mehr als einem Praxisbeispiel auf-
geführt wurden. Die 151 Beispiele verteilen sich zudem recht ausgeglichen bzgl. der
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Titel
- Kommunen im Klimawandel
- Untertitel
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Autor
- Nanja Nagorny-Koring
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Abmessungen
- 15.4 x 23.0 cm
- Seiten
- 324
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315