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Best Climate Practices | 207
Nimmt man an dieser Stelle die bisher gewonnen Erkenntnisse zu den verschiedenen
Dimensionen von Best Practices (als praktisches Beispiel, als Blaupause und als
Leuchtturm) sowie zu deren Produktionsbedingungen und -prozessen zusammen,
lassen sich vier Arten der Best Practice-Entstehung erkennen:
1. Zufall: Wie von mir ausführlich beschrieben, entstehen die meisten Best Prac-
tices eher zufällig. Entweder werden Praxisbeispiele im Rahmen von geför-
derten Projekten erarbeitet oder Experten der Consultocracy „stolpern“ zufäl-
lig über gute Beispiele in persönlichen Gesprächen, auf Konferenzen oder le-
sen davon, oder aber man kennt bereits einige geeignete Kandidaten für po-
tentielle Best Practice-Beispiele aus der eigenen Arbeit und spricht diese ge-
zielt an, wenn man Informationen für neue Aktivitäten (Konferenzen, Publi-
kationen, Datenbanken etc.) benötigt.
2. Selbstläufer: Es gibt eine Reihe an Praktiken, die aus sich selbst heraus eine
Ausstrahlung und Anziehungskraft entwickeln, ohne dass externe Akteure wie
TMNs, Forschungsinstitute, Beratungsunternehmen, Fördermittelgeber oder
kommunale Klimaschutzmanager selbst gezielt zur Verbreitung beitragen.
Ein Beispiel dafür aus dem Masterplanprogramm 100% Klimaschutz ist der
„Klimapakt Flensburg“, hinter dem die Idee steht, kommunalen Klimaschutz
in einen privaten Verein auszulagern und so zu verstetigen und von politischen
Einflüssen unabhängig zu machen. Die Idee verbreitete sich schnell und in
einigen weiteren MPKs (z.B. Bensheim, Burbach, Kreis Steinfurt) wurden da-
raufhin ebenfalls Vereine zur Verstetigung gegründet.
3. Vom Fördermittelgeber gewollt: Insbesondere im Rahmen von drittmittelfi-
nanzierten Projekten oder Förderprogrammen bestehen spezifische Interessen
des Geldgebers, wodurch bestimmte thematische, räumliche oder methodi-
sche Kriterien gesetzt und so gezielt Best Practices produziert und verbreitet
werden. Als Beispiel kann hier die NKI-Datenbank „Praxisbeispiele von A-
Z“ gelten.
4. Vom Klimaschutzmanager promotet: In einigen Fällen sorgen engagierte Kli-
maschutzmanager dafür, dass ein eigenes Projekt zu einem Best Practice-Bei-
spiel wird, indem er oder sie das Beispiel proaktiv in Städtenetzwerken streut,
auf Konferenzen präsentiert, bei Wettbewerben einreicht oder auf andere Art
und Weise verstärkt kommuniziert und verbreitet.
Nachzuverfolgen, wie Wissen über Klimagovernance in Form von Best Practices ge-
neriert wird, heißt – vorläufig zusammengefasst – zu zeigen, dass es eine Politik der
Produktion von Wissen über eben jene Politik zu erkennen gilt. Oder wie Voß und
Freeman (2016: 25) schreiben: „Knowing governance, no matter how, is never a
neutral observation, but always a selective reduction of complexity, a simplified and
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Titel
- Kommunen im Klimawandel
- Untertitel
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Autor
- Nanja Nagorny-Koring
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Abmessungen
- 15.4 x 23.0 cm
- Seiten
- 324
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315