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Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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ls Antwort auf die Idealisierung der klassischen Antike, aber auch als Verweis auf die historische Größe eigener dynasti­ scher oder nationaler Vergangenheit erfuhr das Mittelalter im Jahrhundert der Aufklärung eine Neubewertung, die das Mittel­ alterbild bis weit ins 20. Jahrhundert hinein prägen sollte.30 Ein neues Interesse an der Ästhetik mittelalterlicher Bauformen nahm seinen Ausgang von England und trug bald auch in den Ländern des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation erste Früchte – in Form gotisierender Staffagebauten etwa, die sich der Adel in den ebenfalls von England beeinflussten Landschaftsgär­ ten errichtete. Die Mittelalterbegeisterung in Deutschland um 1800 charakterisiert e Jacob von Falke im Jahr 1880 rückblickend so : » In der Zeit der Franzosenherrschaft hatte die nationale Op­ position, der deutsche Patriotismus, Trost in der deutschen Ver­ gangenheit gesucht, und die Blicke waren daher auf das Mittel­ alter gerichtet worden, welches nun auf einmal im Lichte der Poesie und einer patriotischen Glorie erschien, während man es früher als die Zeit der geistigen Verfinsterungen, der Knecht­ schaft und der Barbarei betrachtet hatte. «31 Und weiter : » Mit ih­ rer poetischen und idealisirten, aber durch und durch verkehrten Anschauung des Mittelalters brachte sie durch Romane, epische Dichtungen und Minnelieder das Ritterthum und die Klosterwelt in den Geschmack der Kunst und des Volks, und alsbald hatte man seines Bleibens nicht mehr vor all den Rittern und Edelfrauen, den Knappen und Edelknaben, den Mönchen und Nonnen, die unendlich verliebt oder unendlich fromm, alle aber unendlich sentimental thaten, daß es ein Erbarmen war. «32 Der eskapisti­ sche Blick zurück auf ein imaginäres Mittelalter – stets auch ein Rückblick auf die eigene Geschichte und Tradition – kann dabei auch als Ausweis einer tiefen Krise der europäischen Zivilisation gedeutet werden.33 Am Beginn der Moderne, gegen Ende des 18. Jahrhunderts, war zwar noch » kein eindeutiges Mittelalterbild im allgemeinen A 22 Mittelalterbilder
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Kreuzenstein Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Kreuzenstein
Untertitel
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Autor
Andreas Nierhaus
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79557-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
258

Inhaltsverzeichnis

  1. Zerlegung einer Zeitmaschine 9
  2. 1 Mittelalterbilder 21
    1. Ritter – Burg 24
    2. Modernisierungen 41
    3. Die Burg im Garten 43
    4. Die Burg als Monument 48
    5. Die Burg als Zeitvertreib 56
    6. Die Burg am Ende 62
  3. 2 Eine moderne Burg 65
    1. Der Sammler 67
    2. Bauherr und Bauhütte 78
    3. Wiederaufbau 86
    4. Außenansichten 111
    5. Interieurs 129
    6. Der imaginäre Bewohner 166
    7. Frühe Besucher 171
  4. 3 Herrschaft der Dinge 173
    1. Fragmentierung und Rekonstruktion 175
    2. Objet ancien und Objet trouvé 177
    3. Alter und Authentizität 180
    4. Zerstreuung und Sammlung 183
    5. Moderne Spolien 187
  5. 4 Mediale Korrespondenzen 195
    1. Fotografie 197
    2. Heterotopie, Themenpark 201
    3. Tableau vivant, Panorama, Historienbild 205
    4. Film 211
    5. Zusammenfassung 220
    6. Anmerkungen 224
    7. Literatur 238
    8. Abbildungsnachweis 248
    9. Register 249
    10. Dank 256
    11. Inhalt
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