Seite - 68 - in Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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begonnen hatte : Sie zeugen nicht nur von der unbändigen Lust
an Dekoration und Maskerade bzw. Travestie, die von frühen
Analytikern des 19. Jahrhunderts wie Hermann Broch oder Egon
Friedell nur allzu gern zu einem Kennzeichen der Epoche er
hoben wurde,199 sondern vor allem auch vom Gefallen am Para
doxon des zum Leben erweckten Bildes. Mit Kreuzenstein hat
Wilczek das Gesellschaftsspiel des Tableau vivant konsequent in
die Architektur weitergedacht.200
Obwohl Wilczek aufgrund breit gefächerter wissenschaftli
cher Interessen und kulturpolitischer wie humanitärer Aktivi
täten zu den wichtigsten Figuren im Wien des späten 19. und
frühen 20. Jahrhunderts zählt, bleibt seine Erscheinung im histo
rischen Rückblick auf das kulturelle Leben der Stadt mangels ent
sprechender Forschungen merkwürdig blass. So vielen wichtigen
Projekten Wilczek auch seinen Stempel aufgedrückt hat, so oft er
auf der einen oder anderen Bühne auftrat – greifen lässt sich sein
unzweifelhaft weitreichender Einfluss bisher nur in Ansätzen.
Umso wichtiger erscheint es, an dieser Stelle zumindest Schlag
lichter auf die Biographie jenes Mannes zu werfen, der Kreuzen
stein konzipiert, realisiert und durch seine Persönlichkeit maß
geblich geprägt hat.
〚 25, 26 〛 Hans Graf Wilczek im Gewand für das
niederländische Kostümfest von Hans Makart, 1879
68 Eine moderne Burg
Kreuzenstein
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Kreuzenstein
- Untertitel
- Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
- Autor
- Andreas Nierhaus
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79557-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 258