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Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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Schutzpatron für ihn geworden. «239 Als international bestens ver­ netzter Sammler erwarb sich Wilczek eine Kennerschaft auf dem Gebiet der mittelalterlichen Kunst, » die ihn weit über die Mehr­ heit der Privatsammler der ganzen Welt hinaushob. «240 Wilczek hatte bereits als Kind mit dem Sammeln begon­ nen und mit Vierzehn seine erste Inkunabel erworben.241 Die Objekte der zunächst noch keineswegs thematisch fokussier­ ten Sammlung waren vor dem Bau von Kreuzenstein im nahen Schloss Seebarn und wohl auch im Palais der Familie in der Her­ rengasse aufgestellt und befanden sich damit – wie bei den meis­ ten Sammlern jener Zeit – in der unmittelbaren Wohnumgebung, wodurch auch Prämissen für die spätere Präsentation in den Räu­ men der Burg gesetzt waren.242 Wilczek hatte Seebarn von sei­ nem Freund Carl Hasenauer ( 1833 – 1894 ) neu gestalten lassen ; in der Eingangshalle, die von einem von Hans Canon ( 1829 – 1885 ) gemalten Götterhimmel überwölbt wurde, präsentierte Wilczek ausgewählte Ahnen in idealen Bildnissen von der Hand befreun­ deter Maler : Canon hatte Bischof Leopold Kolonitsch,243 Carl Ru­ dolf Huber ( 1839 – 1896 ) das Bildnis des Gilbert von Saint Hilaire beigesteuert, Makart den Eck von Reischach244 und Jan Matejko ( 1838 – 1893 ) das Porträt Wenzel Wilczeks gemalt. Hans Wilczek selbst hatte sich mit einem Bildnis aus der Hand Franz Lenbachs ( 1836 – 1904 ) in diesen Stammbaum eingereiht.245 Über Seebarn heißt es in einem Zeitungsbericht von 1876, das Schloss sei ei­ gentlich » ein › Museum für Kunst und Industrie ‹, mit eigenen Abtheilungen für Naturkunde und Ethnographie. In diesem gan­ zen Hause dient auch nicht der geringste Gegenstand dem Be­ dürfniß, ohne zugleich der Kunst zu dienen. [ … ] Die kostbarsten alten Möbel bilden den Hausrath ; Bronzen und Bilder der besten Meister locken nach allen Seiten ; seltene Waffen und kunstreich gearbeitete Rüstungen deuten auf die ritterliche Herkunft des Schloßherrn ; Rüststücke und Andenken von den Polarreisen ver­ rathen sein Interesse an diesen wissenschaftlichen Expeditionen ; die ungeheuren Felle erlegter Löwen und Eisbären reichen sich unter dem neutralen Klima dieser Salons die Pranken [ … ]. «246 Das nach mehreren Jahrzehnten des Sammelns zusammen­ gestellte Inventar vom Anfang des 20. Jahrhunderts vermittelt in lapidarer Übersicht zumindest eine Ahnung vom Reichtum der Sammlungen.247 1926, vier Jahre nach dem Tod Wilczeks, wurde der Gesamtumfang der Sammlungen schließlich auf mehr als 100 000 Einzelobjekte geschätzt.248 Nach wie vor harren diese Sammlungen, soweit noch vorhanden, ihrer wissenschaftlichen Erforschung, kaum etwas ist über Wilczeks Austausch mit ande­ ren Sammlern und Museen bekannt. Eine Ausnahme bildet der Kontakt zum Berliner Museumsdirektor Wilhelm von Bode.249 73Der Sammler
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Kreuzenstein Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Kreuzenstein
Untertitel
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Autor
Andreas Nierhaus
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79557-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
258

Inhaltsverzeichnis

  1. Zerlegung einer Zeitmaschine 9
  2. 1 Mittelalterbilder 21
    1. Ritter – Burg 24
    2. Modernisierungen 41
    3. Die Burg im Garten 43
    4. Die Burg als Monument 48
    5. Die Burg als Zeitvertreib 56
    6. Die Burg am Ende 62
  3. 2 Eine moderne Burg 65
    1. Der Sammler 67
    2. Bauherr und Bauhütte 78
    3. Wiederaufbau 86
    4. Außenansichten 111
    5. Interieurs 129
    6. Der imaginäre Bewohner 166
    7. Frühe Besucher 171
  4. 3 Herrschaft der Dinge 173
    1. Fragmentierung und Rekonstruktion 175
    2. Objet ancien und Objet trouvé 177
    3. Alter und Authentizität 180
    4. Zerstreuung und Sammlung 183
    5. Moderne Spolien 187
  5. 4 Mediale Korrespondenzen 195
    1. Fotografie 197
    2. Heterotopie, Themenpark 201
    3. Tableau vivant, Panorama, Historienbild 205
    4. Film 211
    5. Zusammenfassung 220
    6. Anmerkungen 224
    7. Literatur 238
    8. Abbildungsnachweis 248
    9. Register 249
    10. Dank 256
    11. Inhalt
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