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Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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» Diese Ruine stellt sich sehr ausgezeichnet dar, von welcher Seite man sich ihr nähert, und ist weithin sichtbar, doch verspricht sie mehr als sie hält. Kreuzenstein gehört nicht unter die maleri­ schen Ruinen, und ist so verfallen, daß der Alterthümler wenig Befriedigung findet, doch ist die Aussicht lohnend. [ … ] Die Haupt­ mauern stehen fast noch ganz, und lassen Umfang und Gestalt der Veste genau erkennen. [ … ] Der alte Thorbogen ist noch gut erhal­ ten, im Inneren der Burg aber nichts mehr zu erkennen als ein Fenster der Kapelle. «304 Ansichten aus dem Skizzenbuch Ferdi­ nand von Wetzelsbergs überliefern präzise den Zustand der Burg in den Jahren um 1815 – 25.305 〚 37 〛 Gegen Ende der Sechzigerjahre waren noch zwei ovale, in un­ regelmäßiger Höhe erhaltene Mauerringe vorhanden, deren äu­ ßerer die Umfassungsmauer markierte, während der innere Teil die Reste der Hauptburg bildete. Im Westen fanden sich noch Fragmente des polygonalen Chores der Kapelle, im Osten eine hohe, von einem Tor durchbrochene Mauer. Karl Fronner, der 1869 die Burg in ihrem damaligen Zustand publizierte 〚 38, 39 〛, bot sich folgendes Bild : » Das Innere der Burg ist überraschend kahl und leer, dafür aber reichlich mit grösseren und kleineren Mauerbruchstücken und mit Sandsteinblöcken bedeckt. So we­ nig als sich die Spur eines Hauptthurmes, der zwar bei dieser Burganlage nicht gerade nothwendig war, findet, eben so wenig biethen die wenigen Fundamentsmauern im Inneren des gegen das Thor hin abschüssigen Burghofes genügende Anhaltspunkte, um über die Ausdehnung der Wohnhäuser und Nebengebäude et­ was Bestimmtes angeben zu können. «306 Wilczek selbst schreibt über den Zustand der Ruine vor dem Wiederaufbau : » In der gan­ zen Burg gab es keinen gewölbten oder geschlossenen Raum mehr, auch kein Fenster, welches noch seinen oberen Sturz ge­ habt hätte ; so gründlich war alles verwüstet. «307 〚 40, 41 〛 Nachdem Probebohrungen im Felsgestein unter der Kapelle keinen Aufschluss über die Existenz einer Gruft ergeben hat­ ten, entschloss sich der Bauherr, » ein Gruftgewölbe in den Fel­ sen sprengen zu lassen und die Kapelle zu restaurieren, eigent­ lich neu zu erbauen. «308 Gemeinsam mit Carl Gangolf Kayser entwarf Wilczek die ersten Pläne, » die aber später oft verändert wurden. «309 Nach der Fertigstellung der Kapelle – die Gruft war 1884 geweiht worden310 – machte sich Wilczek an die Errichtung anderer Bauteile, wobei die noch deutlich sichtbaren, ein unre­ gelmäßiges Oval beschreibenden Fundamente der alten Burg bei­ behalten und in den Neubau einbezogen wurden.311 Der Bau, für den jährlich 50 000 Gulden vorgesehen waren,312 zog sich lang­ sam hin, » in der Reihe, wie sie das Bedürfnis von selbst verlangte. [ … ] Auf diese Weise entstand die Küche, der Stall, der Söller, der 88 Eine moderne Burg
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Kreuzenstein Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Kreuzenstein
Untertitel
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Autor
Andreas Nierhaus
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79557-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
258

Inhaltsverzeichnis

  1. Zerlegung einer Zeitmaschine 9
  2. 1 Mittelalterbilder 21
    1. Ritter – Burg 24
    2. Modernisierungen 41
    3. Die Burg im Garten 43
    4. Die Burg als Monument 48
    5. Die Burg als Zeitvertreib 56
    6. Die Burg am Ende 62
  3. 2 Eine moderne Burg 65
    1. Der Sammler 67
    2. Bauherr und Bauhütte 78
    3. Wiederaufbau 86
    4. Außenansichten 111
    5. Interieurs 129
    6. Der imaginäre Bewohner 166
    7. Frühe Besucher 171
  4. 3 Herrschaft der Dinge 173
    1. Fragmentierung und Rekonstruktion 175
    2. Objet ancien und Objet trouvé 177
    3. Alter und Authentizität 180
    4. Zerstreuung und Sammlung 183
    5. Moderne Spolien 187
  5. 4 Mediale Korrespondenzen 195
    1. Fotografie 197
    2. Heterotopie, Themenpark 201
    3. Tableau vivant, Panorama, Historienbild 205
    4. Film 211
    5. Zusammenfassung 220
    6. Anmerkungen 224
    7. Literatur 238
    8. Abbildungsnachweis 248
    9. Register 249
    10. Dank 256
    11. Inhalt
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