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Saal, die Rüstkammer, die Bibliothek, das Archiv, die Kunstkam
mer und viele Räume für die Burgbewohner und ihre Gäste. «313
Dabei dachte Wilczek wohl zu keinem Zeitpunkt daran, die Burg
in größerem Ausmaß tatsächlich bewohnbar zu machen ; von An
beginn war Kreuzenstein vorwiegend für imaginäre Bewohner
bestimmt. Zunächst sollte auch nur ein Teil der Burg ausgebaut
und inmitten der ruinösen Umgebung lediglich ein Mausoleum
errichtet werden – eine Überlegung, die offensichtlich noch ganz
von der romantischen Deutung der Ruine als Sinnbild der Ver
gänglichkeit bestimmt war. Der Entschluss zum vollständigen
Wiederaufbau fiel erst im Lauf der nächsten Jahre.314
Wilczek sah Kreuzenstein auch nicht als Restaurierungs
projekt, habe er doch » mit dem besten Willen oder der schlech
testen Intention am Hügel von Kreuzenstein keine Sünde be
gehen « können, wie er 1908 schreibt : » Ich konnte dort nichts
restaurieren, geschweige denn verderben, denn es war keine Burg
zur Stelle, sondern nur mehr ein Steinhaufen. Meine Phantasie
konnte zügellos walten und die aus Stein, künstlicher Patina und
altem Gerät zusammengefügte Nachahmung einer mittelalter
lichen Burg [ … ] entstehen lassen. «315 Diese » Nachahmung « be
dingte allerdings auch, dass die Burg mit einer hypothetischen
〚 37 〛 Ferdinand von Wetzelsberg, Ruine Kreuzenstein,
um 1815 – 1825, Wien, Albertina
〚 38 〛 Ruine Kreuzenstein, Grundriss, 1869 〚 39 〛 Ruine Kreuzenstein,
Apsis der Kapelle, 1869
89Wiederaufbau
Kreuzenstein
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Kreuzenstein
- Untertitel
- Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
- Autor
- Andreas Nierhaus
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79557-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 258