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Graf in scharfem Gegensatz zu der Ansicht eines modernen Ar
chitekten gestanden wäre, der im Zeitalter der Konkurrenzpläne
förmlich auf rasche Arbeit hingedrängt wird. [ … ] Der Graf hatte
sich, ungeachtet der Möglichkeit, daß er die Fertigstellung unter
solchen Umständen vielleicht nicht erleben könnte, ganz auf das
Mittelalter eingestellt. Es sollte ohne Generalplan, langsam aber
gewissenhaft gebaut werden und ein Gebäude nach dem ande
ren entstehen, nie gleichzeitig an zwei Objekten gearbeitet wer
den. «319 Ziel war es, » den Eindruck des allmählich Gewordenen
hervorzurufen in wohlabgewogener Vereinigung verschiedener
mittelalterlicher Stilrichtungen «.320 In Kreuzenstein muss also
stets zwischen realer und künstlich hergestellter, suggerierter
Baugeschichte differenziert werden.
Der Ablauf der Bauarbeiten lässt sich in erster Linie aus den Foto
grafien Wilhelm Burgers erschließen, die das eindrucksvolle Ne
beneinander von Ruine und Neubau, den frappierenden Anblick
einer mittelalterlichen Burg im Bau, festhalten. Der Bau begann
im Westen der Anlage, mit dem Ausheben des Burggrabens und
dem Bau der Fundamente des Torturms und der Brücke, wie Auf
nahmen von 1878 zeigen.321 Mit dem Beginn der Arbeiten nah
men auch die Besuche der Baustelle zu : Auf einer Fotografie von
1884 hat sich die Gruppe mit dem Bauherrn im Zentrum vor ei
ner Baubaracke aus Fachwerk versammelt 〚 42 〛. Im Jahr 1886 fo
tografierte Wilczek selbst zwei Besucherinnen der Baustelle auf
dem Fundament des Torturms 〚 43 〛, und im Jahr darauf ließ sich
〚 41 〛 Ruine Kreuzenstein, 1865 91Wiederaufbau
Kreuzenstein
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Kreuzenstein
- Untertitel
- Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
- Autor
- Andreas Nierhaus
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79557-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 258