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Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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mit seiner nächsten Umgebung. Eine Symphonie von Farbe und Helldunkel, das ist der erste Eindruck und es ist auch das letzte Wort, das man mit Bewusstsein darüber ausspricht nach Kennt­ nisnahme aller Einzelheiten und aller Hilfsmittel, welche hier an­ gewendet wurden, dieses Meisterstück zu schaffen. «423 Die räumlich, künstlerisch und inhaltlich zentrale Position der Kapelle bliebe ohne den Zusammenhang mit der darunterlie­ genden Gruft unverständlich. Die Kapelle dient dem Gedenken an verstorbene Familienmitglieder und ist so auch ein Familien­ denkmal im Gewand eines Sakralraumes : » Das Hauptanliegen der Kreuzensteiner Kapelle besteht daher kaum in der Weckung reli­ giöser Gefühle, nicht einmal mehr primär der Sakralisierung der Historie, es kommt zu einer › Profanierung ‹ des ideellen Gehaltes des Sakralraumes. «424 Im Reichtum ihrer Ausstattung wird die Ka­ pelle zu einem Museum mittelalterlicher sakraler Kunst und ist durch die Verbindung mit der Gruft zugleich auch ein Angelpunkt für die Interpretation der gesamten Anlage. Das anfängliche Vor­ haben des Bauherrn, in ruinösem Umfeld lediglich die Kapelle als sichtbares Monument der Familie wieder zu errichten, wurde im weiteren Verlauf durch den vollständigen Neubau der Burg über­ lagert. Das ursprüngliche Projekt einer religiös grundierten Fami­ lienmemoria, wie es im Bau von Gruft und Kapelle zum Ausdruck kommt, erhielt einen neuen Kontext und wurde Teil des Gesamt­ konzepts der historischen Rekonstruktion und Inszenierung ei­ ner mittelalterlichen Burg. Der religiöse Charakter der Kapelle ist – wie die gesamte Burg – in erster Linie bildhaft zu verstehen. In den heute nicht mehr zugänglichen Nebenräumen der Ka­ pelle muss dem Besucher dereinst der umfassende, bis ins schein­ bar Nebensächliche reichende Gestaltungswille des Bauherrn deutlich geworden sein. Die Sakristei im Erdgeschoß des Berg­ frieds 〚 82, 83 〛 bezeichnete Camillo Sitte aufgrund der Kostbar­ keit der Objekte als wahren » Museumsraum « : » An den Wänden ist eine Fülle von Reliquiaren auf Consolen angebracht, die Rip­ penträger gehörten vordem einer zerstörten Kirche am Inn ; die Piscina ist altitalienisch ; der Ofen zwar neu, aber alten, auf Kreu­ zenstein gefundenen Kacheln nachgebildet ; ein kleiner Kasten für Kirchengeräthe befand sich früher in der Sammlung des Bild­ hauers Hanns Gasser « ; das » Prachtstück der Sammlung « bildete ein – wie zahlreiche andere Möbel und Einrichtungsgegenstände stark ergänzter – Paramentenschrein aus Tamsweg von 1455.425 In der über der Sakristei gelegenen Pfaffenstube 〚 85, 86 〛 und der Glöcknerstube 〚 84 〛 einen Stock höher, einem der Lieblingsräume des Bauherrn,426 setzte sich der Reigen von kostbaren Ausstat­ tungsstücken fort. Die Pfaffenstube enthielt » einen Schrank des XV. Jahrhunderts aus Klagenfurt [ … ] ; ein wohlerhaltenes, 138 Eine moderne Burg
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Kreuzenstein Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Kreuzenstein
Untertitel
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Autor
Andreas Nierhaus
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79557-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
258

Inhaltsverzeichnis

  1. Zerlegung einer Zeitmaschine 9
  2. 1 Mittelalterbilder 21
    1. Ritter – Burg 24
    2. Modernisierungen 41
    3. Die Burg im Garten 43
    4. Die Burg als Monument 48
    5. Die Burg als Zeitvertreib 56
    6. Die Burg am Ende 62
  3. 2 Eine moderne Burg 65
    1. Der Sammler 67
    2. Bauherr und Bauhütte 78
    3. Wiederaufbau 86
    4. Außenansichten 111
    5. Interieurs 129
    6. Der imaginäre Bewohner 166
    7. Frühe Besucher 171
  4. 3 Herrschaft der Dinge 173
    1. Fragmentierung und Rekonstruktion 175
    2. Objet ancien und Objet trouvé 177
    3. Alter und Authentizität 180
    4. Zerstreuung und Sammlung 183
    5. Moderne Spolien 187
  5. 4 Mediale Korrespondenzen 195
    1. Fotografie 197
    2. Heterotopie, Themenpark 201
    3. Tableau vivant, Panorama, Historienbild 205
    4. Film 211
    5. Zusammenfassung 220
    6. Anmerkungen 224
    7. Literatur 238
    8. Abbildungsnachweis 248
    9. Register 249
    10. Dank 256
    11. Inhalt
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