Seite - 217 - in Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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des Barons, die am Bergfried wie zur Mahnung ausgestellt sind.
Schräge Kameraeinstellungen und diagonale Blickführungen ver
stärken zusammen mit bizarren Schatten den unheimlichen Ein
druck der Innenräume, durch die Eva schreiend vor dem morden
den Baron flüchtet. Die komplexe Raumstruktur des Hauptstie
genhauses und die unterschiedlichen Niveaus der Kapelle, aber
auch die mehrgeschoßige Holzkonstruktion im Halbrunden
Turm werden in kongeniale Bilder übersetzt. Im Halbdunkel lie
gende Raumschichten hinter Arkadenöffnungen und Nischen las
sen der Angst viel Platz zur Entfaltung. Die diaphanen Strukturen
schmiedeeiserner Gitter werden als zusätzliche Schicht dazwi
schen gelegt, bilden aber mitunter auch ein ornamentales Netz,
in dem sich die handelnden Personen verfangen. 〚 128 〛
Die hier zum Abschluss beobachteten medialen Korrespondenzen
zeigen die Bezüge auf, die zwischen komplex strukturierten En
sembles wie Kreuzenstein und der visuellen Kultur ihrer Zeit be
stehen. Seit Beginn des Wiederaufbaus war sich der Bauherr der
öffentlichen Wahrnehmung seiner Unternehmung bewusst. Bei
der Konzeption der Burg verbanden sich also die persönlichen
Interessen des Eigentümers und Sammlers mit der Rücksicht
nahme auf die Rezeption durch ein breites Publikum, dem hier
Mittelalter nicht in trockener und distanzierter Nacherzählung
〚 128 〛 » Gli orrori del castello di Norimberga «, Film Still, 1972 217Film
Kreuzenstein
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Kreuzenstein
- Untertitel
- Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
- Autor
- Andreas Nierhaus
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79557-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 258