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Schlacht bei Krakau 065
den Rückzug marschbereit gemacht. »Situation soll nicht besonders günstig sein, Ge-
fahr droht aus dem Süden, da Nisko bereits eingenommen und im Nordflügel Infan-
terie sehr ermattet ist.« Aber das Armeekommando zögert, den Abmarsch tatsächlich
zu befehlen, und so notiert Rolf am 31. Oktober: »Div. Kmdo. nächtigt wieder in Plawo,
und erlebt eine schauerliche Nacht. Bereits abends wird Plawo von Artillerie stark be-
schossen [ … ] ein Abmarschieren unmöglich.« Am 1. November erfolgt neuerlich der
Befehl, dass sich die Division so bereit-
zuhalten habe, dass jederzeit abmar-
schiert werden könne. Am 2. Novem-
ber eröffnen die von Rolf befehligten
Haubitzen noch das Feuer gegen rus-
sische Schwarmlinien, die sich »an San
vorzuschieben und neu einzugraben
versuchen. Gute Wirkung aber nicht
von Belang.« (Abb. 40)
Endlich, um 5 Uhr nachmittags des
2. November, kam der Befehl zum so-
fortigen Abmarsch Richtung Westen,
um nun endgültig die im September
unterbrochene Verlegung der Truppen
in die Gegend von Krakau durchzufüh-
ren. Auch der zweite Vorstoß, den San-
übergang zu erzwingen, war damit von
den russischen Verbänden erfolgreich
abgewehrt worden.
Schlacht bei Krakau
Am 11. November langte die Division in Niepolomice an, einem Ort rund 25 Kilometer
östlich von Krakau. Umgehend wurde die Errichtung einer gefechtsmäßigen Stellung
befohlen, da vom nördlichen Weichselufer ein Angriff der russischen Truppen erwar-
tet wurde. Nachdem die Division vier Tage in ihren Stellungen zugebracht hatte, erfolg-
te allerdings der Befehl zum Abmarsch, da alle diese Tage »vom Feind nichts zu sehen«
gewesen war. Vorher wurden noch »Wagen behufs Einkauf nach Krakau gesendet. [ … ]
Sehr gute Verpflegung von Mann und Pferd; Verpflegung funktioniert überhaupt klag-
los«, wie Rolf in sein Tagebuch vermerkt. Da die »Geschütze etc. schwierig aus der Stel-
40 Sanbefestigungen bei Plawo
Rolf Geyling (1884-1952)
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rolf Geyling (1884-1952)
- Untertitel
- Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
- Autor
- Inge Scheidl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79585-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 292
- Schlagwörter
- Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Revolte und Reife 8
- Eine Künstlerfamilie 9
- Zwischen Abenteuer und Architektur 15
- Mädy 35
- Mobilisierung und Krieg 41
- Der Weg an die Ostfront 41
- Die Schlacht von Lemberg 48
- »Durch Landesbewohner verraten« 59
- Die Sanoffensive 62
- Schlacht bei Krakau 65
- Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
- Die »Angriffshast« der Infanterie 68
- Warten auf Befehle 70
- Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
- Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
- Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
- Kriegsgefangenschaft 91
- Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
- »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
- Die Jahre in Sibirien 96
- Der Transport in die Lager 96
- Dauria 115
- Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
- Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
- Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
- China 173
- Ankunft 173
- Dies ist ja eine Übergangszeit 182
- Aufträge und Rückschläge 189
- Das architektonische Werk 199
- Städtebauliche Planungen 203
- Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
- Villen 214
- Miethäuser 221
- Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
- Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
- Sehnsucht nach Österreich 238
- Ewige Ungewissheit 247
- Lao Gai Lin 257
- Epilog 265
- Literatur 269
- Bildnachweis 272
- Farbteil 273