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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Kriegsgefangenschaft Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung Die Gefangennahme brachte selbst für den mittlerweile kriegserfahrenen Rolf unvor- stellbare Lebensbedingungen mit sich, die sein physisches und psychisches Leistungs- vermögen aufs Höchste forderten. Wie die Monate davor führte Rolf auch in dieser Zeit ein Tagebuch, wobei die Eintragungen in dem kleinen Taschenkalender erfolgten, den er schon die letzten Wochen zuvor benützt hatte. Der Vorteil dieses kleinen Büchleins lag darin, dass er es bei den immer wiederkehrenden Durchsuchungen, bei denen prinzipi- ell alles Schriftliche konfisziert wurde, gut – wie z. B. im Mantelsaum – verstecken konnte. Während der ersten zwei Jahre der Gefangenschaft erfolgte beinahe täglich eine Eintra- gung. Später benützte Rolf sein Tagebuch seltener. Die Tage gingen in relativer Eintö- nigkeit dahin, sodass ihm der »Stoff« für seine Eintragungen offensichtlich zunehmend banal erschien. Erst als Rolf als Folge der russischen Revolution die Kämpfe zwischen den Weiß- und Rotgardisten zum Teil recht hautnah miterlebte, trat erneut Bewegung in sein Leben, und er benützte sein Tagebuch wieder öfter. Allerdings dürfte diese Zeit derart chaotisch verlaufen sein, dass Rolf teilweise erst Monate später und aus der Er- innerung seine Einträge vornahm. Fallweise erscheinen die Notizen auch etwas konfus, so etwa wenn Rolf zu einem Datum gleich zweimal seine Erlebnisse notiert. (Abb. 52) Die Bedingungen in der russischen Gefangen- schaft sind aufgrund einiger Berichte ehemaliger Kriegsteilnehmer zumindest ansatzweise doku- mentiert. Zum Teil wurden diese Texte noch wäh- rend des Krieges als »Erlebnisberichte« publiziert, zum Teil sind sie jedoch erst nach Kriegsende bzw. erst Jahre nach der erfolgten Heimkehr aus der Gefangenschaft erschienen. Häufig sind die Er- lebnisse in der Gefangenschaft auch in Roman- form abgefasst, wie etwa das 1918 erschienene Werk: »Der Tscheinik« des bekannten Kunsthis- torikers Julius Meier-Graefe. Ein starkes indivi- duelles und zugleich kollektives Bedürfnis nach Distanzierung dürfte bei dieser Art von Fiktiona- lisierung eine große Rolle gespielt haben, wurde die Gefangenschaft bzw. Kriegsnieder- lage doch allgemein als schwere Schmach empfunden, die es für viele Kriegsteilnehmer 52 Tagebuchseiten
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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