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China 214
gen [ … ] raufen. Ich hoffe aber schon einen teilweisen Erfolg zu haben. [
… ] Bekäme ich
aber nichts so müsste ich mit einem empfindlichen Verlust schliessen.«
Während Rolf noch mit dem Schleusenbau und den Abrechnungen beschäftigt war,
bekam er den Auftrag, die Förderanlagen und einen Kohlesilo für einen neuen Schacht
für die Kohlemine in QinGdao in der Provinz Shandong zu planen, für die er schon in
früheren Jahren zur Zufriedenheit der Auftraggeber tätig gewesen war. Obwohl es sich
dabei wieder um eine Ingenieursarbeit handelte, war ihm dieser Auftrag sehr willkom-
men, da aufgrund der finanziellen Krise kaum Bedarf für neue Wohngebäude bestand.
Es scheint eine umfangreiche Arbeit gewesen zu sein, denn sein Büro war damit im Früh-
jahr und Sommer 1932 ausgelastet.
Villen
Schon bei den Skizzen, die Rolf während seiner Gefangenschaft ausführte, zeigte sich,
dass die Villa gleichsam sein »Lieblingsthema« war. Er entwarf zahlreiche Einfamilien-
häuser, deren Gestaltung variierte, sich aber insgesamt weitgehend an Formen des Hei-
matstils orientierte, wie dies auch in Österreich für diese Bauaufgabe zum Teil bis in die
1930er-Jahre üblich war.
Bei den Villenbauten in Tientsin, die Ende der 30er-Jahre entstanden, verfolgte Rolf
zwei unterschiedliche Ziele. Während er bei Aufträgen von chinesischen Bauherren dem
Wunsch nach einer konservativen, gleichsam typisch europäischen Gestaltungsweise
Rechnung trug, beschritt er bei europäischen Auftraggebern den Weg der klassischen
Moderne, die sodann alle Romantizismen, wie sie der Heimatstil lieferte, hinter sich ließ.
96 Villa Geyling,
Peitaiho, 1932
Rolf Geyling (1884-1952)
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rolf Geyling (1884-1952)
- Untertitel
- Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
- Autor
- Inge Scheidl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79585-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 292
- Schlagwörter
- Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Revolte und Reife 8
- Eine Künstlerfamilie 9
- Zwischen Abenteuer und Architektur 15
- Mädy 35
- Mobilisierung und Krieg 41
- Der Weg an die Ostfront 41
- Die Schlacht von Lemberg 48
- »Durch Landesbewohner verraten« 59
- Die Sanoffensive 62
- Schlacht bei Krakau 65
- Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
- Die »Angriffshast« der Infanterie 68
- Warten auf Befehle 70
- Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
- Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
- Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
- Kriegsgefangenschaft 91
- Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
- »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
- Die Jahre in Sibirien 96
- Der Transport in die Lager 96
- Dauria 115
- Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
- Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
- Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
- China 173
- Ankunft 173
- Dies ist ja eine Übergangszeit 182
- Aufträge und Rückschläge 189
- Das architektonische Werk 199
- Städtebauliche Planungen 203
- Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
- Villen 214
- Miethäuser 221
- Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
- Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
- Sehnsucht nach Österreich 238
- Ewige Ungewissheit 247
- Lao Gai Lin 257
- Epilog 265
- Literatur 269
- Bildnachweis 272
- Farbteil 273