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Mobilisierung und Krieg 078
Schlacht bei Limanowa-Lapanow
Anfang Dezember konnten die österreichisch-ungarischen Truppen südöstlich von Kra-
kau in der Schlacht bei Limanowa-Lapanow endlich einen größeren Erfolg verzeichnen
und den russischen Vorstoß – wenngleich nur für kurze Zeit – zum Stoppen bringen. Die
Schlacht von Limanowa-Lapanow leitete die sogenannte Winterschlacht in den Karpaten
ein, die bis März 1915 dauerte. Die Karpatenschlacht zählt zu einer der verlustreichsten
Schlachten des Ersten Weltkrieges und endete mit einer Niederlage der Habsburgerarmee.
Rolf war mit seinen zwei Bataillonen nach mehreren Tagesmärschen unmittelbar in
die Schlacht von Limanowa-Lapanow involviert, seine Aufzeichnungen vom 5. bis 16. De-
zember lassen jedoch kaum auf den erzielten Erfolg des österreichisch-ungarischen Hee-
res schließen. Der Aktionsradius von Rolfs Einheiten lag zwischen Jodlownik, Lapanow
und Gdow. Häufige Stellungswechsel und wechselnde Kolonneneinteilungen prägten
diese Tage. Zum Teil kam es zu heftigen Infanteriegefechten, wiederholt behinderte dich-
ter Nebel die Aktionen. Rolf berichtet fast minutiös von den stets neu ermittelten Ziel-
punkten, auffallend oft allerdings wurde lange auf Anordnungen bezüglich des weiteren
Vorgehens gewartet, und auffallend oft wurden Befehle binnen kurzer Zeit widerrufen.
Wie Rolfs Feldtagebuch vermerkt, wurden ab dem 5. Dezember bei Jod lo wink und
in weiterer Folge auch in weiter nördlich gelegenen Orten verschiedene Stellungen be-
zogen und das Feuer in mehrere Richtungen eröffnet: »sehr gute Wirkung. Überall viel
russische Infanterie; Artillerie keine zu sehen, obwohl geschossen wird. 4h n.m. Feuer
eingestellt, da Inf. Angriff einsetzt.«
In den nächsten Tagen wurden verschiedene Stellungen »möglichst weit nordwärts«,
d. h. im Umkreis von Lapanow, bezogen und gegen mehrere Orte das Feuer eröffnet. Am
8. Dezember schreibt Rolf: »plötzlich steht der Vormarsch, da die Vorhut der Geschütz-
bedeckung auf feindl. Vorposten gestoßen«. Der Rückzug nach Lapanow wird angeord-
net, am nächsten Tag jedoch wieder Richtung Norden marschiert, eine Stellung bezo-
gen und das Feuer neuerlich eröffnet.
Am 10. Dezember wurde, nachdem vorerst wegen Nebels kein Ziel sichtbar war, laut
Rolfs Tagebuch die Beschießung des Gegners fortgesetzt. »Situation wird etwas unge-
mütlich. Feindl. Angriffe scheinen vorwärts zu schreiten«. Nachdem verwirrende Befeh-
le die Division mehrmals an verschiedene Orte dirigiert hatte, die dann allerdings sofort
wieder verlassen werden mussten, um zu teilweise bereits vorher erreichten Orten zu-
rückzukehren, wurde am 12. Dezember abends schließlich ein Parkplatz bezogen und
»weitere Befehle abgewartet«.
Am 13. Dezember meldet Rolf, dass in der Mannschaft Typhusverdacht festgestellt
wurde. »Maßnahmen wegen Reinigung getroffen, sonst nichts zu machen.« Am 14. De-
Rolf Geyling (1884-1952)
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rolf Geyling (1884-1952)
- Untertitel
- Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
- Autor
- Inge Scheidl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79585-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 292
- Schlagwörter
- Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Revolte und Reife 8
- Eine Künstlerfamilie 9
- Zwischen Abenteuer und Architektur 15
- Mädy 35
- Mobilisierung und Krieg 41
- Der Weg an die Ostfront 41
- Die Schlacht von Lemberg 48
- »Durch Landesbewohner verraten« 59
- Die Sanoffensive 62
- Schlacht bei Krakau 65
- Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
- Die »Angriffshast« der Infanterie 68
- Warten auf Befehle 70
- Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
- Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
- Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
- Kriegsgefangenschaft 91
- Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
- »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
- Die Jahre in Sibirien 96
- Der Transport in die Lager 96
- Dauria 115
- Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
- Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
- Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
- China 173
- Ankunft 173
- Dies ist ja eine Übergangszeit 182
- Aufträge und Rückschläge 189
- Das architektonische Werk 199
- Städtebauliche Planungen 203
- Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
- Villen 214
- Miethäuser 221
- Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
- Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
- Sehnsucht nach Österreich 238
- Ewige Ungewissheit 247
- Lao Gai Lin 257
- Epilog 265
- Literatur 269
- Bildnachweis 272
- Farbteil 273