Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 265 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 265 - in Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten

Bild der Seite - 265 -

Bild der Seite - 265 - in Rolf Geyling  (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten

Text der Seite - 265 -

Epilog Mit dem Tod ihres Ehemannes, der sie mehr als 30 Jahre zuvor zur Übersiedlung nach China überredet hatte, war für Hermine endgültig der Zeitpunkt gekommen, nach Eu- ropa zurückzukehren. Das bedeutete, dass sie nicht nur die Auflösung der Wohnung übernehmen, sondern auch die Heimfahrt auf einem der mit ausreisenden Fremden überfüllten Schiffe organisieren musste. Der Verkauf der Wohnungseinrichtung trug ge- rade so viel ein, dass sie noch einige Tage in Tientsin, jetzt Tianjin, verbringen und die Reise bezahlen konnte. Die verbliebene Zeit benützte sie, um die Unterlagen der rund 250 Projekte, die Rolf in China ausgearbeitet hatte, zu sichten. Da ihr Mann viele seiner Arbeiten mithilfe von Fotografien dokumentiert hatte, konnte sie zumindest einen Teil dieser Beweise seiner Tätigkeit mitnehmen. Die vielen detaillierten Pläne seiner Projek- te musste sie allerdings zurücklassen. Einen Teil übergab sie für Studienzwecke der von den Jesuiten geführten Kung-Shang-Universität, an der Rolf einige Jahre als Professor tätig gewesen war. Der Rest wurde vernichtet. Im Zuge der antikatholischen Repressali- en im kommunistischen China, die auch die Jesuitenpatres der Universität betrafen, ist allerdings in der Folge scheinbar alles Material verloren gegangen, zumindest ist es bis- lang nicht mehr auffindbar. Im Zusammenhang mit der Auflösung der Wohnung musste sich Hermine noch einmal in nervenaufreibender Weise mit den Vorkehrungen ihres Mannes zur Vermö- genssicherung auseinandersetzen, die ihm zeitlebens so wichtig gewesen war. Rolf hatte viele Jahre zuvor Rohdiamanten gekauft und auch gut versteckt, wie sich Her- mine erinnern konnte, aber der Ort des Verstecks war ihr entfallen. Am Vorabend des Tages, für den die Firma für den Abtransport der Möbel bestellt war, saß Hermine ein letztes Mal in ihrem Wohnzimmer und zerbrach sich den Kopf, wo sich die Diamanten befinden könnten. Da schlug die alte Uhr, die Rolf von seinem Großvater geerbt hatte, elf Uhr. Gleichsam magisch angezogen öffnete sie das Gehäuse – und tatsächlich fand sich das Säckchen mit den Diamanten in diesem Familienerbstück. Der Fund sollte ihr jedoch noch weiteres Kopfzerbrechen bei der Ausreise bereiten. Zunächst benötigte Hermine allerdings ein Visum, wofür sie stundenlange Befragungen in Kauf nehmen musste, ob nicht doch noch – nach so langem Aufenthalt und aufgrund der erfolgrei- chen Tätigkeit ihres Mannes – allfälliger Besitz vorhanden sei. Fast schien es, als ob die kommunistischen Bürokraten bereits vergessen hätten, dass schon zu Lebzeiten Rolfs alles konfisziert worden sei. Schon dachte Hermine, dass sie kein Visum erhalten wer- de. Da erinnerte sie sich an die »Auszeichnung«, die ihr Mann für seine Tätigkeit bei der Schornsteinreparatur der Papierfabrik erhalten hatte. Sie wies dieses Papier vor – und binnen kürzester Zeit wurde ihr das Ausreisevisum ausgestellt. Nun galt es aber, die
zurück zum  Buch Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten"
Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Rolf Geyling (1884-1952)