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China 204
Art eines chinesischen Tempels mit dem typisch geschwungenen Dach durchaus male-
risch in die Landschaft eingefügt hätte, strebte Rolf die stilistische Vielfalt eines Land-
schaftsparkes an. Der Sockel aus Bruchsteinmauern und der hölzerne Jägerzaun, der die
breite Terrasse begrenzt, ergeben ein Bild, das an ein Haus in den österreichischen Vor-
alpen erinnert. Die älplerische Tradition durchbricht Rolf allerdings mit modernen gro-
ßen Fenstern. Ein großer offener Kamin im Hauptraum und ein hoher Schornstein, der
das Mauerwerk des Sockels wiederholt, stellen wiederum den Bezug zur Tradition der
englischen Landhäuser her. Interessant ist, dass der junge Architekt mit der Synthese von
traditionellen und modernen Formulierungen bereits eine Handschrift erkennen lässt,
die bei vielen seiner Projekte typisch werden wird.
Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten
Nachdem Rolf in Peitaiho für einen reichen chinesischen Bankier eine Villa erbaut hatte,
erhielt er von ihm den Auftrag, einen Plan für die chin chenG BanK in Tientsin auszuar-
beiten. Der nicht ausgeführte Entwurf, den Rolf kurze Zeit nach seiner Flucht aus Wladi-
wostok 1920 erstellte, erinnert überraschend an Skizzen, die er während der Gefangen-
schaft anfertigte. Er zeigt eine Zusammenstellung verschiedener stilistischer Elemente.
Auffallend ist die expressionistische Gestaltung der Dachlandschaft, in der das hohe Dach
durch große Giebel plastisch durchschnitten wird. Insgesamt wirkt diese Skizze jedoch
unausgegoren, das heißt, man bekommt den Eindruck, der Architekt weiß noch nicht
recht, wohin er sich stilistisch wenden soll. ( Farbabb. 24 ) 82 Kaffeepavillon, Peitaiho, 1920
81 Glockenturm, Peitaiho, 1920
Rolf Geyling (1884-1952)
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rolf Geyling (1884-1952)
- Untertitel
- Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
- Autor
- Inge Scheidl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79585-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 292
- Schlagwörter
- Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Revolte und Reife 8
- Eine Künstlerfamilie 9
- Zwischen Abenteuer und Architektur 15
- Mädy 35
- Mobilisierung und Krieg 41
- Der Weg an die Ostfront 41
- Die Schlacht von Lemberg 48
- »Durch Landesbewohner verraten« 59
- Die Sanoffensive 62
- Schlacht bei Krakau 65
- Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
- Die »Angriffshast« der Infanterie 68
- Warten auf Befehle 70
- Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
- Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
- Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
- Kriegsgefangenschaft 91
- Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
- »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
- Die Jahre in Sibirien 96
- Der Transport in die Lager 96
- Dauria 115
- Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
- Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
- Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
- China 173
- Ankunft 173
- Dies ist ja eine Übergangszeit 182
- Aufträge und Rückschläge 189
- Das architektonische Werk 199
- Städtebauliche Planungen 203
- Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
- Villen 214
- Miethäuser 221
- Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
- Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
- Sehnsucht nach Österreich 238
- Ewige Ungewissheit 247
- Lao Gai Lin 257
- Epilog 265
- Literatur 269
- Bildnachweis 272
- Farbteil 273