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China 224
mal aus Betonsteinen, dann wieder aus unterschiedlichem Ziegelmaterial, das dann
sehr plastisch gegeneinander versetzt sein kann, oder Rolf wählte eine Zusammen-
stellung von Betonsteinen und Sichtziegel. ( Farbabb. 27 ) Bei den Villenbauten errich-
tete Rolf gerne auch Steher aus Bruchsteinmauerwerk und verband diese mit kunst-
vollen Schmiedeeisengittern.
Obgleich sich nur ein Teil von Rolf Geylings Werk erhalten hat und obgleich etliche
der Bauten, die hier besprochen wurden, durch spätere Um- und Zubauten gravierend
verändert wurden, ergibt das vorhandene Oeuvre immer noch das Bild eines äußerst
vielseitigen, sich ständig weiterentwickelnden Architekten. Er verstand es, die architek-
tonische Moderne subtil auszuloten und bei Bedarf dennoch historisches Formenvoka-
bular stilsicher einzusetzen, und in seinem Werk paart sich ästhetisches Gestaltungsver-
mögen stets mit praktischer Ingenieursleistung und adäquater Materialtechnik.
Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug
Als Rolf seine junge Frau nach China holte, hatte er schon einige Monate Zeit gehabt,
sich in seinem neuen Lebensumfeld zu orientieren. Obwohl zu dieser Zeit die Konzes-
sionen Österreich-Ungarns und Deutschlands de jure nicht mehr existierten und in den
folgenden Jahren auch weitere Konzessionen von den chinesischen Behörden übernom-
men wurden, spielte sich das tägliche Leben, d. h. die berufliche Tätigkeit sowie die ge-
sellschaftlichen Zusammenkünfte der Einwanderer nach wie vor in diesen abgegrenzten
Bezirken ab. Auch die politischen Vertretungen der diversen Länder nahmen weiterhin
ihre Aufgaben wahr. Große Bedeutung hatte vor allem die britische Konzession, wo sich
nicht nur viele Geschäftsleute niederließen, sondern auch in zahlreichen Klubs soziale
110 Min Yuan Building,
Tientsin, 1937
Rolf Geyling (1884-1952)
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rolf Geyling (1884-1952)
- Untertitel
- Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
- Autor
- Inge Scheidl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79585-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 292
- Schlagwörter
- Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Revolte und Reife 8
- Eine Künstlerfamilie 9
- Zwischen Abenteuer und Architektur 15
- Mädy 35
- Mobilisierung und Krieg 41
- Der Weg an die Ostfront 41
- Die Schlacht von Lemberg 48
- »Durch Landesbewohner verraten« 59
- Die Sanoffensive 62
- Schlacht bei Krakau 65
- Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
- Die »Angriffshast« der Infanterie 68
- Warten auf Befehle 70
- Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
- Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
- Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
- Kriegsgefangenschaft 91
- Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
- »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
- Die Jahre in Sibirien 96
- Der Transport in die Lager 96
- Dauria 115
- Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
- Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
- Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
- China 173
- Ankunft 173
- Dies ist ja eine Übergangszeit 182
- Aufträge und Rückschläge 189
- Das architektonische Werk 199
- Städtebauliche Planungen 203
- Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
- Villen 214
- Miethäuser 221
- Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
- Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
- Sehnsucht nach Österreich 238
- Ewige Ungewissheit 247
- Lao Gai Lin 257
- Epilog 265
- Literatur 269
- Bildnachweis 272
- Farbteil 273