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| Zusammenfassung und
Ausblick666
ner fanden in Stiftsbetrieben Anstellung, andere übernahmen bestehende Tischlereien
oder gründeten neue. Erhielten Handwerker die Genehmigung, sich im Herrschafts-
bereich von Klöstern und Kirchen anzusiedeln, galten für sie oft nicht mehr die Re-
glements der Zünfte, da für sie nun die Autorität des Klerus maßgeblich war. Hand-
werkern unter dem Schutz von Klöstern wurden bestimmte Abgaben erlassen, und es
war ihnen anheimgestellt, Werkstätten beliebiger Größe aufzubauen. Anders als Maler
oder Stuckkünstler wurden Tischler nur in seltenen Fällen aus weit entfernt liegen-
den Städten berufen, noch seltener arbeiteten sie klosterübergreifend. Einer von ihnen
war der Hoftischler Hans Schiele aus Weilheim, der im frühen 17. Jahrhundert im
ehemaligen Kloster Garsten sowie im Stift Kremsmünster tätig war (Abb. 298–302 ;
Farbtaf.
22). Weiter ließe sich Balthasar Melber aus Enns nennen, der neun Jahrzehnte
später die Tischlerarbeiten für die Bibliothek in Kremsmünster und das Refektorium
in Lambach (Abb. 307–309, 318–320) lieferte.
Stilistische Entwicklung der Möbel
Ferner gibt der einleitende Teil der Studie zusammenfassend die prinzipielle stilis-
tische Entwicklung der Tischlerarbeiten wieder, wie sie sich aus der Bewertung der
beschriebenen Inventarstücke darstellt. Fanden sich im frühen 17. Jahrhundert wie
an den Möbeln in Kremsmünster (Farbtaf. 22 ; Abb. 299, 302) häufig Marketerien,
so verzierte man die Stücke danach zunehmend mit Schnitzarbeiten. Es wird daran
erinnert, dass im frühen 17. Jahrhundert Beschlag- und Schweifwerkornamentik bei
der Gestaltung der Möbel vorherrschend waren. Abgelöst wurden sie im Osten Ös-
terreichs etwa seit dem zweiten Jahrhundertviertel von frühbarocken knorpeligen Mo-
tiven. Ihren Höhepunkt erreichten barocke Stilformen in den Stichen von Friedrich
Unteutsch (um 1600–1670), der der Schnitzkunst noch bis weit nach der Jahrhun-
dertmitte entscheidende Impulse verlieh. Seit den 1680er-Jahren wurde im Osten Ös-
terreichs das Knorpelwerk langsam vom italienischen Akanthus verdrängt. Matthias
Echter (1653–1701/03) aus Graz dekorierte um 1680 seine Vorlagenstiche ebenso mit
diesen Formenmotiven wie einige Jahre später der Wiener Hoftischler Johann Indau
(1651–1690). Akanthuslaubwerk war um 1700 das Ornament am Mobiliar in den hier
untersuchten Regionen schlechthin. Bald danach nahm der Einfluss der französischen
Kunst zu. »Laub- und Bandlwerk« von Jean Bérain d. Ä. (1637–1711) und Daniel
Marot (1661–1752) wurden durch Kupferstiche bekannt und konnten anfangs zusam-
men mit dem welschen Akanthus vorkommen, in den die Bänder eingeflochten wur-
den (Abb. 159, 160, 309). Doch schon bald wurden die Ornamente getrennt. In den
Erblanden finden sich die frühesten, in Anlehnung an den französischen Geschmack
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band I: Östliche Landsteile
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- I: Östliche Landsteile
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20512-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 730
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Klerus, Kirchen und Klöster – Tischlereien und Tischlerarbeiten 31
- Zur Barockisierung von Weltkirchen und Klöstern 31
- Tischlerwerkstätten in Wien 33
- Tischlerwerkstätten auf dem Land 36
- Zur Größe der Werkstätten 40
- Zur Zusammenarbeit von Tischlern mit andern Handwerkern 41
- Zur Beschaffung des benötigten Holzes 43
- Zur Qualität des Holzes und zum System der Vergütung von Tischlern 43
- Nachlassende Qualität der Tischlererzeugnisse im fortgeschrittenen 18. Jahrhundert 46
- Zu den verwendeten Materialien 48
- Zur Oberflächenveredelung und Restaurierung 51
- Exkurs : Technische Innovationen als Grundlage der Entwicklung neuer Gestaltungsformen 55
- II. Gestaltungsfragen, Stilformen und Ornamente 58
- III. Die Entwicklung des Kirchenmobiliars 81
- IV. Sakristeien 101
- Ihre Lage innerhalb des Raumgefüges 101
- Der Klosterplan von St. Gallen und frühe Sakristeimöbel 102
- Zur Funktion von Sakristeien, barocke Sakristeieinrichtungen und die Schriften von Carlo Borromeo und Jacob Müller 104
- Altäre und Scheinaltäre 104
- Lavabos 106
- Sakristeischränke und Ankleidekredenzen 107
- Zur Entwicklungsgeschichte der Sakristeischränke 110
- Ankleidetische und Tischkästen 111
- Truhen und Truhenbänke 113
- Beichtstühle 115
- Betpulte, Kniebänke und Bankpulte 116
- V. Mobiliar in Nebenräumen von Kirchen und Klöstern 118
- VI.Zur Hierarchie von Räumen und Möbeln 127
- I. Klerus, Kirchen und Klöster – Tischlereien und Tischlerarbeiten 31
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 133
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 133
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 133
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 134
- I. Sakralbauten in Wien 135
- II. Sakralbauten in Niederösterreich 247
- Altenburg, Benediktinerstift 247
- Ardagger, Pfarrkirche hl. Margarete 260
- Dürnstein, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 264
- Geras, Prämonstratenser-Chorherrenstift 283
- Göttweig, Benediktinerstift 294
- Heiligenkreuz, Zisterzienserstift 315
- Herzogenburg, Augustiner-Chorherrenstift 335
- Horn, Piaristenkirche 347
- Klosterneuburg, Augustiner-Chorherrenstift 352
- Krems, Piaristenkirche 367
- Krems, Pfarrkirche St. Veit 380
- Lilienfeld, Zisterzienserstift 386
- Melk, Benediktinerstift 408
- St. Marein, Pfarrkirche hl. Maria 434
- St. Pölten, Dom- und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 436
- Seitenstetten, Benediktinerstift 452
- Wiener Neustadt, Zisterzienserstift Neukloster 466
- Zwettl, Zisterzienserstift 477
- III. Sakralbauten in Oberösterreich 500
- Baumgartenberg, Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 500
- Kremsmünster, Benediktinerstift 512
- Lambach, Benediktinerstift 534
- Linz, Jesuitenkirche (Alter Dom) 551
- Linz, Karmelitenkloster 566
- Linz, Seminarkirche Hl. Kreuz 572
- St. Florian, Augustiner-Chorherrenstift 580
- Schlägl, Prämonstratenser-Chorherrenstift 607
- Schlierbach, Zisterzienserstift 621
- Waldhausen, Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 631
- Wilhering, Zisterzienserstift 638
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse –
- Literatur
- Zusammenfassung und Ausblick 659
- Zum Aufbau des Buchs 659
- Historischer Abriss 660
- Entwicklungsgeschichte der Kirchenmöbel 661
- Zur Einrichtung verschiedener Räume in Kirchen und Klöstern 662
- Zur Hierarchie sakraler Einrichtungen 663
- Die Auftraggeber und ihr Einfluss auf die Kunstentwicklung 663
- Zum Verhältnis zwischen Auftraggebern, Architekten und Handwerkern 665
- Zu den Tischlern 665
- Stilistische Entwicklung der Möbel 666
- Regionale Besonderheiten 667
- Fazit und Ausblick 668
- Glossar 670
- Ortsindex 678
- Künstlerverzeichnis 682
- Abkürzungsverzeichnis 688
- Abbildungsnachweis 692
- Literaturverzeichnis 693