Page - 23 - in Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Image of the Page - 23 -
Text of the Page - 23 -
Prolog | 23
Eine chronologische bzw. prozessuale Perspektive wählt die Politikwissenschaft-
lerin Vivien A. Schmidt in ihrer Betrachtung von Governance. Sie trifft zunächst
die Unterscheidung zwischen Input-Legitimität und Output-Legitimität. Output-
Legitimität ist die
„acceptance of the coercive powers of political authorities governing ‚for the people‘ so
long as their exercise is seen to serve the common good of the polity and is constrained by
the norms of the community. Input legitimacy represents the exercise of collective self-
governing ‚by the people‘ so as to ensure political authorities’ responsiveness to peoples’
preferences, as shaped through political debate in a common public space and political
competition in political institutions that ensure officials’ accountability via general elec-
tions.“ (Schmidt, 2015: S. 91)
Die Schlüsselbegriffe sind hier einerseits die Akzeptanz der Regierten (Output-
Legitimität), die verantwortliches Handeln der Regierenden voraussetzt. Ande-
rerseits spricht Schmidt die Reaktionsfreundlichkeit (responsiveness) bezie-
hungsweise Verantwortlichkeit der Regierenden gegenüber Anliegen der Regier-
ten (Input-Legitimität) an. Sie lenkt darüber hinaus die Aufmerksamkeit auf die
Throughput-Legitimität, die sie die „black box of governance“ nennt. Diese
hängt ab von der
• Qualität der politischen Entscheidungsverfahren (the policy-making proces-
ses),
• inklusive der Wirksamkeit (efficacy) der Entscheidungen (the decision-
making),
• der Verantwortlichkeit (accountability) derjenigen, die in Entscheidungspro-
zessen involviert sind,
• der Transparenz der Informationen
• sowie der Inklusivität und Offenheit der Verfahren gegenüber der Beratung
mit zivilgesellschaftlichen Interessensgruppen (Schmidt, 2015: S. 92).
Umgekehrt kann eine schlechte Governance („bad throughput“), beeinflusst etwa
durch repressive, inkompetente, korrupte oder einseitige Regierungspraktiken
(„governance practices“) die öffentliche Wahrnehmung der Legitimität und das
Vertrauen in politischen Entscheidungsfindungsprozessen beschädigen. Dies
nach Vivian A. Schmidt auch dann, wenn der Output, die Entscheidung, das Er-
gebnis als legitim wahrgenommen werden (ibd.).
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Title
- Cultural Governance in Österreich
- Subtitle
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Author
- Anke Simone Schad
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 322
- Keywords
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Category
- Recht und Politik
Table of contents
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293