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Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
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Theoretische Situierung | 63 gegenüber soll durch den Verweis auf die Rationalität (eine Politik der Vernunft) in der politischen Rhetorik – etwa in Kampagnen und Reden – Führungsstärke, Übersicht, Klarheit, Sachlichkeit, Beherrschbarkeit und Planbarkeit suggeriert werden, um das Vertrauen der WählerInnen (wieder) zu gewinnen. Damit ist das Argument der politischen Rationalität eine strategische Sprechhandlung. Der Philosoph Amartya Sen weist jedoch in seinem Essay „Rational Fools“ (1977) darauf hin, dass ein eindimensionales Bild einer egoistischen Nutzenma- ximierung bei vollständiger Ausblendung sozialer Folgen nicht der Komplexität von Entscheidungen entspricht. Ethische und subjektive Präferenzen sind somit nicht notwendigerweise inkompatibel. Im Gegenteil, PolitikerInnen müssen sich auch darauf verstehen, soziale Verpflichtungen und persönlichen Nutzen zu ver- binden. Im praktischen Vollzug des Handelns (in der Handlungssituation) steht damit ein Nutzenkalkül im Spannungsfeld mit normativ-kulturellen und ethi- schen Faktoren, begrenzten Möglichkeiten einer „bounded rationality“ (Simon, 1959) und erfahrungsgeleiteten, emotionalen und intuitiven Entscheidungsfakto- ren (Böhle, 2009). Bürokratie und Kapitalismus als Repräsentanten von Rationalität und Nut- zenmaximierung umfassende Macht zuzuweisen ist daher ebenso komplexitäts- reduzierend, wie die Zivilgesellschaft als Ort der Freiheit und Kritik zu idealisie- ren. Die öffentliche Sphäre ist nicht autark, sondern steht in einem Verhältnis zu Markt, Staat (McGuigan, 2004: S. 51) sowie zur Privatsphäre (Habermas, 1992: S. 429). Ebenso ist das „rechtsstaatlich verfasste politische System [...] intern in Bereiche administrativer und kommunikativer Macht differenziert und bleibt zur Lebenswelt geöffnet“ (Habermas, 1992: S. 427). Die Öffentlichkeit ist nach Jür- gen Habermas eine Kommunikationsstruktur, in der sich Einfluss (soziale Macht) bildet und um Einfluss gerungen wird (Habermas, 1992: S. 439). Tasos Zembylas weist mit Hanna Arendt darauf hin, dass „Macht gesellschaftlich ver- streut“ ist: „[S]ie kommt von oben und von unten. Macht taucht durch das Miteinander-Sein auf und fällt mit der Entstehung einer Gruppe zusammen. Sie ist weder auf individuellem Willen oder politische Institutionen begrenzt, noch bloß auf Repression und Beherrschung ausge- richtet. Macht ist polymorph und spinnt an einem unsichtbaren Netz, das sich auf den ge- samten sozialen (privaten und öffentlichen) Raum ausdehnt.“ (Zembylas, 2004: S. 53) Das Verhältnis zwischen Politik und Öffentlichkeit ist somit ein wechselseitiges. Zivilgesellschaftliche Öffentlichkeit im Sinne Habermas’ wird beschrieben als
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Cultural Governance in Österreich Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Title
Cultural Governance in Österreich
Subtitle
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Author
Anke Simone Schad
Publisher
transcript Verlag
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4621-8
Size
14.8 x 22.5 cm
Pages
322
Keywords
Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
Category
Recht und Politik

Table of contents

  1. Abstract 7
  2. Gliederung des Buches 9
  3. 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
    1. 1.1 Cultural Governance als analytisches Konstrukt 18
    2. 1.2 Forschungsinteresse und Fragestellung 24
    3. 1.3 Theorie-Methoden-Analyserahmen 25
  4. 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
    1. 2.1 (Wie) ist Kultur verhandelbar? 31
    2. 2.2 Kultur als Erzeugung von Öffentlichkeit als Voraussetzung von Legitimität 33
    3. 2.3 Kulturpolitik und Ideologie 37
    4. 2.4 Kulturpolitische Positionierung von Staat und Zivilgesellschaft 40
  5. 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
    1. 3.1 Demokratietheoretische Situierung: Demokratie als Aushandlungsprozess 43
    2. 3.2 Handlungstheoretische Situierung 59
  6. 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
    1. 4.1 Positionierung staatlicher AkteurInnen in Österreich 87
    2. 4.2 Positionierung zivilgesellschaftlicher AkteurInnen in Österreich 95
    3. 4.3 Die städtische Perspektive 101
  7. 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
    1. 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
    2. 5.2 Fokus auf die Situation 112
    3. 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
    4. 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
    5. 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
  8. 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
    1. 6.1 Analytischer Fokus auf Linz: In der Situation enthaltene Bedingungen 155
    2. 6.2 Detaillierte Situationsanalyse: Zehnprozentige Kürzung der nicht-gebundenen Subventionen in Linz 160
    3. 6.3 Zusammenfassende Situationsanalyse 210
  9. 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
    1. 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
    2. 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
    3. 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
    4. 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
    5. 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
    6. 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
    7. 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
  10. 8 Abschließendes Fazit 277
  11. 9 Anhang 283
    1. 9.1 Mappings 283
    2. 9.2 Interviewleitfäden 286
  12. Literatur 293
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