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176 | Cultural Governance in Österreich
und das muß man uns,
glaube ich, als Stadtre-
gierungsmitgliedern
zugestehen“ Arrange-
ment zwischen Bezie-
hungen der häuslichen
Welt (moralische Ver-
antwortung, Respekt,
Unterordnung), der
staatsbürgerlichen
Welt (rechtsnormativ,
repräsentativ) und der
Welt der Meinung
(Urteilsbildung der
Anderen)
Interpretative Analyse der Beziehungen: Obwohl der Finanzstadtrat zuvor
von „unpolitischen Vorgängen“ spricht (exemplifiziert durch das diskursive
Konstrukt des Rasenmähers) und die eigentliche Aufgabe von Politiker und
Politikerinnen betont, wird die eigentliche Entscheidung, wo die Kürzungen
erfolgen, individualisiert bzw. in den Gestaltungsbereich der zuständigen
StadträtInnen verlagert. Rechtfertigungskategorien der staatsbürgerlichen
Welt, die sich durch demokratische Debatten auszeichnet und in der das Kol-
lektive als übergeordnetes Prinzip Vorrang hat, bleiben damit auf Ebene des
normativen Appells. Vorgelagert und diesen Vorgang legitimierend ist die kol-
lektive Entscheidung des Gemeinderats, dass die Kürzungen stattfinden. Auch
hier finden Übersetzungsprozesse statt – Subjekte der staatsbürgerlichen Welt
(kollektive Entscheidung) werden zu Subjekten der Welt des Marktes (indivi-
duelle Entscheidung). Als Kompromiss wird den einzelnen ReferentInnen ab-
verlangt, ihre Entscheidungen anhand von Objekten der industriellen Welt –
Voranschlagsstellen, Mittel – umzusetzen, um geplantes Vorgehen (und keine
Willkür als Niedergang der staatsbürgerlichen Welt) zu suggerieren. Zusätz-
lich appelliert er in Richtung eines abstrakten Adressaten (Urteil der Anderen
in der Welt der Meinung, die BürgerInnen oder die KritikerInnen) an die mo-
ralische Vernunft (Kategorien der häuslichen Welt), die er arrangiert mit einer
rechtsnormativen Vernunft, der Aufgabe als gewählte politische Entschei-
dungsträger (der staatsbürgerlichen Welt).
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Title
- Cultural Governance in Österreich
- Subtitle
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Author
- Anke Simone Schad
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 322
- Keywords
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Category
- Recht und Politik
Table of contents
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293