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Zusammenfassung 169
ser Talschaft : Eine Quelle aus dem Jahr 1540 erzählt, dass zu Ruperts Zeiten beim
Nassfeld ein Bergwerk in Betrieb gewesen sei. Diese Quelle hängt möglicherweise
mit einer anderen Überlieferung aus dem Jahr 1791 zusammen, nach der 717 der
Bergbau an dieser Stelle wiederaufgenommen worden wäre.320 1297 schließlich
kaufte der Salzburger Erzbischof das Gebiet um einen Spottpreis. Der vorherige
Besitzer hatte also offenbar keine Ahnung, dass sich auf seinem Besitz Goldvor-
kommen befanden. Schon Anfang des 14. Jh. initiierte das Erzbistum die Wie-
deraufnahme der Bergbautätigkeit.321 Hatte also der Salzburger Erzbischof einen
Informationsvorsprung ?322
Eindeutige Hinweise auf eine Weiterführung des römischen Bergbaues finden
sich nur im Reich der Franken, wo die Silberbergwerke bei Melle/Poitiers und
Düna/Osterode Abgaben an den König lieferten.323 Für das frühmittelalterliche
Europa ist weitgehend unbekannt, wer das Erz abbaute und wer daran ver diente.324
Üblich dürfte der Abbau auf Privatinitiative mit einer verpflichtenden Abgabe an
die Herrschaft gewesen sein. Noch im 12. Jh. mussten Bauern des oberen Salzach-
tales kleine Mengen von Gold abliefern.325 Hier handelte es sich vermutlich um
Waschgold, im Gegensatz zu dem Abbaugebiet in den Gasteiner Tauern.
Zusammenfassung
Nachdem von Grenzen und Regionen gesprochen wurde, also dem Trennenden,
war nun vom Verbindenden die Rede : von den großen Kommunikationsrouten,
die schon seit Jahrtausenden die Alpen durchqueren. Die Römer begannen nach
der Eroberung der Alpen um die Zeitwende einige Übergänge sehr gut auszu-
bauen : Dies bewirkte eine Bündelung der Routen. Teilweise waren die Pässe sogar
durchgehend befahrbar. Für die entlang der Straßen liegenden Talschaften hatte
der Verkehr eine große Bedeutung : Die Reisenden mussten verpflegt werden, Säu-
mer trugen die Lasten und die Elite schöpfte Zölle und Mauten ab, so sie diese
nicht an die Obrigkeit weitergeben musste.
320 Gruber, Der Edelmetallbergbau in Salzburg und Oberkärnten 244.
321 Ludwig, Gold- und Edelmetall 98 f.
322 Gruber, Entstehungsgeschichte 122.
323 Hardt, Gold und Herrschaft 205.
324 Ludwig, Gold und Edelmetall 96. Den größten Anteil am Goldbesitz frühmittelalterlicher Herr-
scher dürfte Beutegold, die Abgaben unterworfener Reiche und die gelegentlichen Zahlungen von
Byzanz gehabt haben. Arslan, Wirtschaft 297.
325 Brunner, Herzogtümer und Marken 34.
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Table of contents
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361