Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Page - 27 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 27 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918

Image of the Page - 27 -

Image of the Page - 27 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918

Text of the Page - 27 -

Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 27 Die Anknüpfungspunkte an die Herrschaftsverhältnisse der Habsburgermo­ narchie ergeben sich diesbezüglich aus der von Hannah Arendt in Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft (1986) entwickelten These, dass die Erschei­ nungsformen moderner Herrschaftspolitik – Natonalismus, Kolonialismus und Imperialismus – in einem Wechselverhältnis zu sehen sind, deren Verbindung die symbolische Fomation des Rassismus ist (ibid.: 253). Vor dieser Denkfolie erscheint nun der Zusammenhang von europäischem Nationalismus, wie er ge­ rade für die Spätphase der Habsburgermonarchie konstitutiv ist, und außereu­ ropäischem Kolonialismus, dessen Elemente sich in herrschaftsbezogener Sicht zwar in unterschiedlichen räumlichen und z.T. zeitlichen Kontexten ausformen, in einem neuen Licht, das für die Kontextualisierung habsburgischer Herr­ schaftslogiken in postkolonialen Sichtweisen erhellend sein kann. Trotz des unzweifelhaft verlockenden Versuchs, postkoloniale Perspektiven, wie sie in den Postcolonial Studies entwickelt worden sind, auch auf genuin »außer­ koloniale« Kontexte wie die Habsburgermonarchie anzuwenden, sind auch jene Argumente anzuführen, die solchen Perspektiven kritisch gegenüber­ stehen. Die symbolischen Formen von Herrschaft können vor allem deshalb nur limitiert auf die Kolonialismusdebatte angewandt werden, da vor allem geogra­ fische und auch kulturelle Distanzen, die das Herrschaftsverhältnis innerhalb von Kolonialmächten besonders ausweisen, im Falle der Habsburgermonarchie nicht in »kolonialen« Dimensionen vorhanden sind. Clemens Ruthners diesbe­ züglicher Kritik an der Übertragung der Kolonialismus­ Metapher auf die Mon­ archie ist dabei insofern zu folgen, als er zu Recht auf die genannten Distanzen hinweist und gleichzeitig die Problematik der Anwendung des Gegensatzpaares Zentrum­ Peripherie als weitere Charakteristik des Verhältnisses von Kolonie­ Kolonialmacht ins Treffen führt, das unter anderem aufgrund der unterschied­ lichen wirtschaftlichen Entwicklungen in den Kronländern bzw. im österreichi­ schen Kernland nur schwer anzuwenden sei : So könne etwa Galizien sehr wohl als »arme Peripherie« gelten, jedoch hätte Böhmen in ökonomischer Hinsicht höhere wirtschaftliche Standards aufzuweisen gehabt als das »Zentrum« ; außer­ dem hätte es, im Unterschied zum klassischen Kolonialismus, mehrere Metro­ polen gegeben (Ruthner 2003).4 Aus historischer Perspektive wäre neben den genannten Fragen auch auf andere konstitutive Elemente kolonialer Herrschaftsnahme einzugehen ; bei­ 4 Damit verweist er auf die grundsätzliche Problematik der Denkfiguren »Zentrum« und »Peri­ pherie«, auf die hier jedoch nicht weiter eingegangen werden kann. Vgl. dazu im habsburgischen Kontext im Detail Hárs/Müller­ Funk/Reber/Ruthner (2005).
back to the  book Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918"
Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die vielsprachige Seele Kakaniens