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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 33 Die heute weithin sicht­ und wahrnehmbaren Prozesse der Hybridisierung (und ihre weitgehende Anerkennung) können demgegenüber als Ergebnis eines ge­ steigerten Bewusstseins in Verbindung mit massiven Veränderungen in sozialen und ökonomischen Strukturen interpretiert werden. Demnach sind die die je­ weilige Situation bedingenden Machtverhältnisse, die zur Determinierung von Deutungen und auch zur Bestimmung der Selektionsmechanismen innerhalb von kulturellen Übersetzungsprozessen beitragen, jeweils im Detail zu unter­ suchen. Vor diesem Hintergrund erscheint es aufschlussreich, die Wirkung hybrider Prozesse im Kontext der Habsburgermonarchie zu untersuchen, wo vor allem das Moment der Migration für die Herausbildung solcher Prozesse ausschlag­ gebend ist. Migration fand auf verschiedenen Ebenen statt : Zum einen waren es DienstbotInnen oder Handwerker, die auf der Suche nach Arbeit zumeist in die Metropolen abwanderten, andererseits waren auch Beamte, die von einem Teil der Monarchie in einen anderen versetzt wurden, bedeutende Träger von Transferprozessen, aber auch Heeresangehörige sind im weiteren Sinn unter das Migrationsphänomen zu subsumieren. Jüngere Ansätze der habsburgrelevanten Migrationsforschung fordern einen differenzierteren Blick auf das Phänomen der Migration und verweisen vor allem auf die Vielfalt räumlicher Bewegun­ gen, wie etwa binnenregionale Mobilität oder saisonale zirkuläre Wanderungen ; auch Rückwanderungen müsse vermehrte Aufmerksamkeit geschenkt werden (vgl. v.a. Steidl 2008). So habe es weniger einen kontinuierlichen Zuzug von Menschen aus ländlichen Gebieten in die größeren Städte gegeben als vielmehr ein »Kommen und Gehen«. Wie in anderen geografischen Räumen sind auch in den habsburgischen Kulturen literarische, philosophische, religiöse u.a. Diskurse von Dezentrierung betroffen, da durch die Polyglossie immer auch mehrere, je nach jeweiliger Ver­ kon notiert ist, kann doch Hybridität nicht aus dem ursprünglichen Dualismus des Eigenen und Anderen befreien. Fisher schlägt als Gegenkonzept den Begriff des Synkretismus vor, der zu­ lässt, dass es »zwischen disparaten Komponenten keine simple Übersetzung, sondern ein Element der Unübersetzbarkeit gibt, das selbst ein potenzieller Raum produktiver Erneuerung ist« (Fisher 1997 : 84). Vgl. zur Unterscheidung zwischen »Synkretismus« und »Hybridisierung« auch Gar­ cía Canclini, der letzterer Bezeichnung eher den Vorrang gibt, da »Synkretismus« zumeist mit der Vermischung verschiedener Religionen oder traditioneller symbolischer Bewegungen assozi­ iert werde (García Canclini 1990 : 14f.). Thomas Wägenbaur wiederum argumentiert, dass durch das Konzept der Hybridität zwischen Eigenem und Fremdem nicht mehr unterschieden werden könne, was soviel bedeute, dass sich jede Art von Kulturkonflikt erübrige ; dies führe zum episte­ mologischen Problem einer »Hybridität der Hybridität« (vgl. Wägenbaur 1996 : 34).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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