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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 47 als provisorisch und un­ eindeutig erkannt und lassen Raum für – freilich kon­ textabhängige – Mehrfachkodierungen und Neuinterpretationen. Daraus ergibt sich ein Set von translationsstrategischen Folgewirkungen, die unterschiedliche Diskurse durch die Übersetzung nicht auflösen, sondern kulturelle Differenzen gelten und multiple Sichtweisen zum Tragen kommen lassen. Im Zuge dieser Strategien kommen die permanenten Umdeutungsprozesse, die jedem Überset­ zungsvorgang zugrunde liegen, zum Vorschein, und es werden die zeitlich und räumlich gebundenen dynamischen Konstruktionen von Bedeutungszuschrei­ bungen durch Übersetzung aufgedeckt.19 Worin besteht nun das kulturkonstruierende Potenzial des translatorischen Phänomens ? Dem bhabhaschen Kulturkonzept folgend, sind Kulturen jeweils dann als Konstruktionen auszumachen, wenn ihnen im Rahmen der kulturellen Begegnung qua Auseinandersetzung und in Abhängigkeit von ideologischen oder wirtschaftlichen Faktoren das Moment des – zumeist von konfliktgelade­ nen Beziehungen gekennzeichneten – Aushandelns eingeschrieben ist. Dieses Moment des Aushandelns ist umso relevanter, als es sich um ein von Hybridität gezeichnetes Kulturkonzept handelt und die Kulturen, zwischen denen über­ setzt wird, demnach bereits kontaminiert sind : The way we imagine translation is changed by the fact that the worlds which it seeks to bridge are already to some extent informed by plurality, are already satu­ rated with a logic of translation. (Simon 1997 : 475, Hervorh. i. O.) Besonders deutlich ist dies an postkolonialer Literatur zu erkennen, in der plu­ rikulturelle Welten durch stilistische Brüche, Tropen und Neologismen reprä­ sentiert werden, wie etwa an dem Beispiel von Aimé Césaire (Martinique) er­ sichtlich ist : Césaire still sends readers to dictionaries in several tongues, to encyclopedias, to botanical reference works, histories, and atlases. […] He makes readers confront 19 Die Verbindung zwischen Kultur und Übersetzung wurde in den vergangenen Jahren wieder­ holt auch von Doris Bachmann­ Medick diskutiert : Sie geht davon aus, dass der Ort, an dem die »Überlappung von Kulturen« erfolgt, bereits durch die Durchdringungsprozesse als Ort der Übersetzung bezeichnet werden könne, was wiederum impliziere, dass Kultur in sich selbst bereits Übersetzung sei (vgl. Bachmann­ Medick 1997 : 16 oder auch 2009 : 2). In einer solchen Sicht stellt sich jedoch die Frage, ob »Übersetzung« hier nicht überstrapaziert und die unaufhörliche und permanente Übersetzung ein für alle Mal festgeschrieben wird.
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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