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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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Der Versuch einer Übersetzungstypologie 57 Der hier zum Ausdruck gebrachte verdienstvolle Anspruch, das Konzept der Interkulturalität als Brückenschlag zwischen Kulturen zu begreifen und die am dialogisch ausgerichteten Verstehens­ und Handelsprozesses Beteiligten in ei­ nem egalitären Kommunikationsverhältnis zu sehen, vernachlässigt jedoch die aus jedem Kulturkontakt entstehenden, in welchem Ausmaß auch immer sich manifestierenden Machtverhältnisse. Dies dürfte nicht zuletzt einer der Gründe dafür sein, warum sich gerade dieses Konzept in Teilbereichen interkultureller Wirtschaftskommunikation und interkultureller Managementforschung etab­ liert hat, täuscht es doch vor, a priori von symmetrischen kulturellen Beziehun­ gen auszugehen. Der Begriff der Interkulturalität kann sich auch der Unterstellung, von ei­ nem homogen konzipierten Kulturbegriff auszugehen, nicht ganz entziehen. Wierlacher weist im Rahmen der Diskussion seines Interkulturalitätkonzepts auf kulturelle Überschneidungsbereiche hin und sieht kulturelle Unterschiede nicht mehr nur als »Gegensätze, die es aufzulösen gilt […], sondern auch als Bedingung der Möglichkeiten von Vernetzung, Überlappung, Verschachtelun­ gen oder Voraussetzungen einer profilierten Kooperation« (ibid.: 261). Einem solchen Verflechtungsmoment ist zwar wiederum aufgrund seines Anspruchs, eine »profilierte Kooperation« auszulösen, der Aspekt des »Aushandelns« im­ plizit eingeschrieben, doch offensichtlich wird auch im Rahmen dieses Aspekts von Interkulturalität jegliches Manipulationspotenzial bzw. werden die allen kulturellen Gegensätzen per definitionem inhärenten machtvollen Beziehun­ gen ausgeklammert oder zumindest vermindert in Betracht gezogen. Insgesamt jedoch steht dieser Anspruch an die Leistung von Interkulturalität in Wider­ spruch zu dem »Eigenkulturbewusstsein«, das wenig zuvor postuliert wird und die Existenz von einander gegenüberstehender »eigener« und »fremder« Kultur voraussetzt und damit Substanzialismus betreibt. Unter diesen Voraussetzungen erscheint »Polykulturalität« als relativ neutra­ ler oder zumindest nicht abgenutzter Begriff. Er impliziert eher das zwischen­ kulturelle Spannungsgeschehen, die interaktiven Momente kulturellen Aus­ tauschs und fokussiert, wie die Übersetzerin Susanne Weingarten im Kontext postkolonialer Literatur aufzeigt, auf die Kreuzungen, Doppeldeutungen und Bedeutungsverschiebungen, die sich durch kulturelle Überlagerungen ergeben (Weingarten 1994 : 169). Als »polykulturelle Kommunikation« werden vor die­ sem Hintergrund im Rahmen der Habsburgermonarchie jene Verständigungs­ techniken bezeichnet, die von uns mit den Begriffen »habitualisiertes Überset­ zen« bzw. (zum Teil) »institutionalisiertes Übersetzen« belegt werden. Im Detail handelt es sich um jene Bereiche, in denen Zwei­ und Mehrsprachigkeit in­
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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