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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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»Polykulturelle Translation« 123 schen Bezirke Rann sowohl die slovenische wie die deutsche Sprache üblich sind und im Hinblicke auf die staatsgrundgesetzlich gewährleistete Gleichberechti­ gung aller landesüblichen Sprachen in Schule, Amt und öffentlichem Leben die Gemeinden nicht berechtigt sind, die Annahme und meritorische Erledigung von Erlässen und Zuschriften, welche in einer der landesüblichen Sprachen ab­ gefaßt sind zu verweigern […]« (AVA, 3, Karton 327, Zl. 10407/92).122 Ein ähnlicher Streitfall lag in der Gemeinde Sachsenfeld (Žalec) bei Cilli (Celje) im Jahr 1895 vor, wo sich der Gemeindevorsteher weigerte, der Kinder­ gärtnerin Emma Fartschnigg einen Heimatschein in deutscher Sprache auszu­ stellen. Frau Fartschnigg brachte das Argument vor, dass ihr ein Heimatschein in slowenischer Sprache »in den deutschen Ländern der Monarchie« abträglich sei ; ihre Beschwerde wurde von der Statthalterei Graz positiv erledigt. Die Ge­ meinde weigerte sich jedoch weiterhin, den Heimatschein in deutscher Sprache bzw. deutscher Übersetzung auszuhändigen und merkte an, dass in der Markt­ gemeinde die slowenische Sprache die einzige Amtssprache sei. Dem nachfol­ genden Entscheid des Landesgerichts Graz ist zu entnehmen, dass unter Beru­ fung auf Artikel 19 der Heimatschein in deutscher Sprache (bzw. Übersetzung) auszufolgen sei, da in der Steiermark sowohl Slowenisch als auch Deutsch Lan­ dessprachen seien (AVA, 3, Karton 327, Zl. 11005/95). Ein weiterer Problembereich in der Verwendung landesüblicher Sprachen ist in der Frage der Stellung von Rekruten zum k. u. k. Heer zu finden. Wie einer parlamentarischen Interpellation vom 23. Mai 1901 zu entnehmen ist, kam es in verschiedenen Ortschaften der steirischen Bezirkshauptmannschaft Ljutomer (Luttenberg) wiederholt zu Konflikten, da stellungspflichtige junge Männer die Aufforderung zur Stellung lediglich in deutscher Ausfertigung er­ halten hatten. Der Intervention eines Landtagsabgeordneten bei der Bezirks­ hauptmannschaft wurde mit dem Argument entgegnet, dass eine Zusendung in slowenischer Sprache nicht möglich sei, da die Bezirkshauptmannschaft nicht über derlei Formulare in slowenischer Übersetzung verfüge (AVA, 3, Karton 51, Zl. 20488/01). Ein ähnlicher, ebenfalls in einer Interpellation an das Abgeord­ netenhaus dokumentierter Fall (15. April 1902) ist aus der Bezirkshauptmann­ schaft Koper/Capodistria bekannt, die an die slowenischsprachige Gemeinde Dolina die Einladung für die Militärstellungspflichtigen in italienischer Spra­ che übersendet hatte. Die Gemeinde ergriff daraufhin von selbst die Initiative 122 Siehe zu weiteren Streitfällen dieser und ähnlicher Art die Akten des Verwaltungsarchivs Wien. Zum deutsch­ slowenischen Nationalitätenkonflikt liegen zahlreiche Publikationen vor ; vgl. etwa Moll (2007).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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