Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Page - 147 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 147 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918

Image of the Page - 147 -

Image of the Page - 147 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918

Text of the Page - 147 -

»Polykulturelle Translation« 147 ten Mitglieder der Kommission gingen von der Vorstellung eines slawischen Volkes aus, was als einer der Gründe für die nur teilweise Realisierung des am­ bitionierten Terminologie­ Projekts gelten kann. Das Justizministerium hatte es wohlweislich vermieden, in der umstrittenen Sprachenfrage Stellung zu bezie­ hen, und überließ diesbezügliche Entscheidungen den Kommissionsmitglie­ dern. Die Entscheidung, keine kumulative »Collectiv­ Ausgabe« zu produzieren, sondern Separatausgaben »einzelner Dialecte«, kann als Kompromissvorschlag der Kommission interpretiert werden. Getagt wurde von Anfang August bis Ende November 1849 in den Räum­ lichkeiten der ehemaligen Siebenbürgischen Hofkanzlei,142 dem Sitz des Über­ setzungsbureaus des Reichsgesetzblattes ; an den Vormittagen wurde in den einzelnen Sektionen gearbeitet, die Nachmittage waren den Beratungen in der Gesamtkommission vorbehalten (Slapnicka 1974 : 445f.). Eine detaillierte Ge­ schäftsordnung regelte den Ablauf der Besprechungen : Nach der erwähnten Gliederung der Kommission in fünf Sektionen und der Bildung eines Vorbe­ reitungskomitees sollte der Arbeitsablauf dahingehend geregelt werden, dass nach der vormittäglichen Übersetzungsarbeit in den einzelnen Sektionen die Beratungen am Nachmittag den Zweck hatten, die getätigten Übersetzungsvor­ schläge zu diskutieren, wobei es zwar jedem Sektionsmitglied freistand, Kom­ mentare über die jeweiligen Vorschläge abzugeben, die »definitive Annahme oder Verwerfung eines Ausdrucks für eine bestimmte Mundart« blieb jedoch den Mitgliedern der betreffenden Sektion überlassen, während die übrigen Kommissionsmitglieder nur über ein »informirendes Votum« verfügten (Šafařík 1850 : V). Methodisch ging die Kommission nach Festlegung in der Geschäftsord­ nung derart vor, dass die Sektionen angehalten wurden, »die aus den Geset­ zen ausgezogenen Wörter nicht abstract aufzufassen und aufs Gerathewohl zu übersetzen, sondern allemal ihren Gebrauch in dem betreffenden Gesetze selbst, als der reinsten und verläßlichsten Quelle, und zwar in allen wichtigen Stellen, nachzusehen, um […] dem durch sie bezeichneten Begriffe so nahe als möglich zu kommen« (ibid.). Der auf diese Weise im Zuge der Erarbeitung juristischer Begriffe entstandene reichhaltige Thesaurus sollte, so hoffte man, die praktische Brauchbarkeit des terminologischen Wörterbuchs bedeutend er­ höhen. Die Textauswahl fiel zunächst – in Vollziehung des Patents vom 4. März 1849 – auf die seit dem Amtsantritt Kaiser Franz Josefs erlassenen Gesetze sowie ältere, bedeutende Gesetze. Auf diese Weise wurden innerhalb von drei 142 Heute : Ungarische Botschaft, Bankgasse, Wien.
back to the  book Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918"
Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die vielsprachige Seele Kakaniens