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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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200 Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« die sozialisationstheoretische Komponente des Konzepts zu schwach ausgeprägt sei und später einsetzende Lernprozesse zu wenig berücksichtige (Schwengel 1993 : 146) bzw. dass gerade durch die Überbetonung der Primärsozialisation eine problematische Analogie zwischen dem Psychischen und Sozialen vorge­ nommen werde, die erstens nicht ausreichend thematisiert werde und zweitens eine Einheit des Psychischen fingiere, die spätestens seit der Fragmentierungs­ theorie von Simmel nicht mehr gelte (Bohn 1991 : 140). Dieser Einwand ist für den übersetzerischen Habitus im Kontext der Generierung der sozialen Praxis der ÜbersetzerInnen geltend zu machen, die durch die Bedingungen des jewei­ ligen Arbeitsfeldes stark geprägt ist und auch auf dieses wiederum rückwirkt ; doch ist auch hier auf die starke Fragmentiertheit der verschiedenen situativen Konstellationen zu verweisen, die die Ausprägung des übersetzerischen Habitus zusätzlich beeinflusst. Das Postulat, dass der Habitus an den Tätigkeiten, die aus ihm hervorgehen, erkannt und dementsprechend der Habitus einer Person bzw. eines Kollektivs an deren bzw. dessen Handlungen rekonstruiert werden kann (vgl. Krais/Ge­ bauer 2002 : 26), ist für den Prozess des Übersetzens von besonderem Inter­ esse, da dadurch vor allem die Interaktion zwischen (Übersetzungs­ )Textanalyse und gesellschaftlicher Analyse nachgezeichnet werden kann. So können etwa die Kriterien für gewisse Übersetzungsentscheidungen mit dem Habitus von Übersetzern oder Übersetzerinnen an bestimmten historischen Zeitpunkten korreliert werden, und es kann beispielweise erklärt werden, warum in einem bestimmten Raum­ Zeitverhältnis bestimmte Übersetzungsstrategien ange­ wandt wurden, die den übersetzten Text etwa als Textproduktion und nicht Re­ Produktion ansehen und ihn als das Resultat eines intensiven Aushand­ lungsprozesses erkennen lassen. Das heißt, es kann festgestellt werden, welche Voraussetzungen vorliegen müssen, die ein »Aushandeln« eher ermöglichen als andere Voraussetzungen. Daran ist erkennbar, dass der übersetzerische Habitus nicht nur aus praktischem Handeln hervorgeht, sondern auch Werte bilden und an Handeln gebundenes Wissen erzeugen kann (ibid.: 30), was seinen konstru­ ierenden Charakter freilegt und das Potenzial für die manipulative Komponente des Übersetzens erschließt. Auf den Übersetzungsprozess bezogen lässt die Diskussion der Theorie der symbolischen Güter einmal mehr die machtvollen Beziehungen erkennen, in denen Übersetzung konstituiert wird. Im Zuge der Erarbeitung translations­ soziologischer Grundlagen gilt es, die sozialen Implikationen des Überset­ zungsprozesses freizulegen und in ein komplexes Modell zur Erfassung ihrer von ideologischen, politischen und ökonomischen Faktoren geprägten Beschaf­
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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