Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Page - 224 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 224 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918

Image of the Page - 224 -

Image of the Page - 224 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918

Text of the Page - 224 -

224 Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie u.a.m. sowie belletristische und literaturwissenschaftliche Zeitschriften subven­ tioniert wurden.195 Die relativ geringen Mittel, die für Literaturförderung (und Kulturförderung insgesamt) aufgewendet wurden, sind im Spannungsverhältnis zwischen dem bereits zeitgenössisch gehuldigten hohen Stellenwert von Literatur und Kunst vor allem in der Metropole Wien einerseits und der in weiten Teilen der Mon­ archie mangelhaften Präsenz von »Kulturpflege« (war doch die AnalphabetIn­ nenrate in den Provinzen besonders hoch und kulturelle Institutionen jedweder Art auf städtische Zentren beschränkt) andererseits zu sehen. Im Unterschied zum Kunstsektor im engeren Sinn ist laut Heerde der literarische Sektor »ohne Zweifel jene Kunstgattung […], die am wenigsten zur Verständigung der nati­ onalen Gruppen beitrug« (Heerde 1993 : 183). Die Übersetzungstätigkeit zwi­ schen den Sprachen der einzelnen Nationalitäten der Monarchie widerspricht dieser Feststellung in verschiedenen Punkten, was im Kontext mit Heerdes zweiter diesbezüglicher Behauptung, dass nämlich »[d]as Nationalitätenprob­ lem […] auch einer der Gründe für die relativ beschränkte Förderung der Li­ teratur« gewesen sei, (Heerde 1994 : 95) noch deutlicher wird. Die hier aufge­ stellten Behauptungen sind in aller Detailliertheit schwer nachzuweisen und müssten anhand weitreichender Studien zum Leseverhalten der einzelnen Na­ tionalitäten der Habsburgermonarchie und seiner sozialen und politischen Ge­ bundenheit bzw. mit Hilfe detaillierter Rezeptionsstudien belegt werden, treffen jedoch auf die sogenannte »hohe Literatur« mit großer Wahrscheinlichkeit zu, die ja – wie auch im Deutschen – nur von einer Elite gelesen wurde und dadurch an Breitenwirkung mangelte. Wie jedoch die im folgenden Abschnitt erarbei­ teten Übersetzungsstatistiken zeigen, ist vor allem die Produktion belletristi­ scher Literatur, die zu weiten Teilen aus »Unterhaltungsliteratur« bestand, aber auch die Zahl an Lyrik­ und Bühnenwerken in Original und Übersetzung im Untersuchungszeitraum außerordentlich hoch (vgl. vor allem in den Sprachen Bosnisch­ Kroatisch­ Serbisch, Ungarisch und Polnisch bzw. deren Übersetzun­ gen, zu denen besonders gut recherchierte Daten vorliegen), was – zumindest für bestimmte Publikumsschichten – sehr wohl auf eine gegenseitige Wahr­ nehmung der literarischen Produktion schließen lässt. Deshalb trifft Heerdes 195 In seiner Untersuchung zur Kulturpolitik der Stadt Wien in den Jahren 1848–1916 stellt Karigl fest, dass die (allgemeine) Kulturpolitik der Gemeinde Wien, verglichen mit der Bedeutung der Stadt auf diesem Sektor, gering war. Kulturelle Ereignisse wurden überwiegend von privaten Ko­ mitees initiiert, und was gefördert wurde, stand zumeist mit zu erwartenden Profiten für Handel und Wirtschaft in Zusammenhang (Karigl 1981 : 179).
back to the  book Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918"
Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die vielsprachige Seele Kakaniens