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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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272 Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen der Jahrhunderte wurden zahlreiche italienische Musiker, Kapellmeister oder persönliche Lehrer der Monarchen an den Hof berufen, und auch österreichi­ sche Musiker wurden oftmals zur Ausbildung nach Italien geschickt. In gleicher Weise blühte das italienische Theater in der Monarchie : Von den verschiedenen internationalen Theatern, die es in Wien gab, stand das italieni­ sche an erster Stelle. Die Aufführungen fanden bis 1848 vorrangig in italieni­ scher Sprache statt, und auch die Komponisten, Schauspieler und Sänger, ja sogar die Tänzer und Tänzerinnen, die Bühnenbildner und Ausstatter kamen zumeist aus Italien. Nach 1848, im Gefolge der blutigen Unterdrückung der Mailän­ der Aufstände gegen das österreichische Regime, wurde die Sprachenfrage auch in der Oper zu einer nationalen Frage. Nach längeren Auseinandersetzungen wurde entschieden, dass italienische Opern im Rahmen der italienischen Spiel­ zeit (die normalerweise einmal im Jahr auf die Dauer von zwei bis drei Monaten programmiert war, beginnend mit der Woche nach Ostern) von Italienern und in italienischer Sprache aufzuführen seien, doch müsse das Hoforchester einge­ setzt werden (Ricaldone 1986 : 59–109). Vor allem am Theater sind die politi­ schen Implikationen kultureller Produktion deutlich erkennbar. So stellt Josef Feichtinger in seiner Studie zur Italienischen Dramatik auf dem Burgtheater fest, dass zwischen 1839 und 1887, mit Ausnahme einer Goldoni­ Reprise im Jahr 1857, keine Premieren italienischer Stücke am Burgtheater stattfanden. Er führt dies in einem ersten Schritt auf die Vorlieben der jeweiligen Theaterdirektoren zurück, von denen vor allem Heinrich Laubes Neigung für das Theater Shake­ speares sowie für französische Lustspiele bekannt ist (siehe dazu auch Hüttner 1998 : 162f.), verweist jedoch nachdrücklich auf die politischen Aspekte dieser »Lücke« : Ein erheblicher Anteil der italienischen Dramatik steht seit Alfieri in den Diensten der historischen Ereignisse des Risorgimento, für dessen litera­ rischen Ausdruck in der Monarchie kaum Interesse bzw. Sympathie bestehen kann. Erst in den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts lassen die neuen politi­ schen Verhältnisse im Rahmen einer neuerlichen Annäherung zwischen Italien und Österreich auch wieder italienische Produktionen auf die Bühne des Burg­ theaters gelangen (Feichtinger 1964 : 310). Ein wichtiger Ort, an dem sich viele der hier diskutierten Akteure und Ak­ teurinnen, aber vor allem auch »einheimische« WienerInnen trafen, war das Kaffeehaus, eine Institution, deren verbreitete Existenz ab dem 18. Jahrhundert auch der Ansiedlung zahlreicher Kaffeesieder aus Norditalien in der Residenz­ hauptstadt zu verdanken ist. Eine Neuerung, die italienische Kaffeehausbesitzer in Wien einführten, war das »Straßencafé« : 1748 erlangte Giovanni Taroni die Konzession, am Graben in Wien ein Kaffeehaus mit Tisch und Sesseln im Freien
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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