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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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Österreichisch-italienische Wahrnehmungen 273 einzurichten (Ricaldone 1986 : 142). Kaffeehäuser waren nicht nur elegante Orte der Geselligkeit, sondern nach 1848 vor allem Treffpunkt politisch interessierter Männer und Frauen bzw. Literaten und Literatinnen. »Als fester Wohnsitz und ständige Adresse der Literaten, als Treffpunkt und Unterhaltungsstätte, als lite­ rarische Tischgemeinschaft und traulicher Zufluchtsort, ist das Kaffeehaus eine der typischsten Wiener Einrichtungen«, sagt Claudio Magris, und weist dem Kaffeehaus damit den zentralen Charakter des »mitteleuopäischen Mythos« zu, der dort, bei der »Verherrlichung der entspannten, klassisch­ ruhigen Stunden an bequemen Tischen, beim Lesen der Zeitungen und dem Knüpfen friedlicher menschlicher Beziehungen« (Magris 2000/1966 : 224) am längsten überlebt. Im Café fand man auch sämtliche Tageszeitungen vor, die oftmals die Grundlage für heftige Debatten unter den KaffeehausbesucherInnen bildeten, und für manche Stammgäste war das Kaffeehaus auch der Ort, wo sie ihre Post erledigen oder ihre Wäsche in Empfang nehmen konnten (vgl. Johnston 1974 : 132). Besonders im 19. Jahrhundert »avancierte« das Café zum »Literatencafé«, trefflich geschil­ dert von Hilde Spiel : »Hier fanden Männer des Geistes ihre wahre Wohnstatt in einer zweiten Realität, einer Welt des gedruckten Wortes und in den Wind gesprochenen Meisterwerkes, einem Bereich mit eigenem Moralgesetz und einer klassenlosen Gesellschaft« (Spiel 1971 : 128). Die im engeren Sinn intellektuellen Austauschbeziehungen zwischen dem deutsch­ und italienischsprachigen Raum nehmen die hier kurz dargestellten jahrhundertelangen und sich mehr oder minder durch alle sozialen Schichten ziehenden Kulturkontakte als Grundlage und werden als unmittelbare Vor­ aussetzung für die Entstehung und Rezeption von Übersetzungen aus dem Italienischen ins Deutsche angesehen. Im Detail handelt es sich dabei um die italienischsprachige Buchproduktion, italienische Verlage in Wien, die italie­ nischsprachigen Buchbestände der Leihbibliotheken, die heikle italienisch­ ös­ terreichische Universitätenfrage und die gegenseitige literarische Wahrnehmung. Auf die Rolle der italienischen Sprache, die für die Einstellung von Beamten im habsburgischen Verwaltungsdienst in den italienischsprachigen Gebieten Vor­ aussetzung war, braucht in diesem Kontext nicht gesondert hingewiesen zu wer­ den ; auch wurde nicht zuletzt in Hinblick auf die Sprachen der eigenen Territo­ rien bis zum Ende der Monarchie die polyglotte Tradition des Habsburgerhofes hochgehalten. Prestigeträchtigen Sprachen wie Italienisch, Französisch und Spa­ nisch wurde dabei freilich eindeutig der Vorrang gegeben (Goebl 1997 : 107). Die italienischsprachige Buchproduktion in der Monarchie spricht zur Frage der Bedeutung italienischer intellektueller Präsenz eine deutliche Sprache, wie Tabelle 18 zeigt.
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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