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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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Österreichisch-italienische Wahrnehmungen 275 lag leichter, bekannte Namen zu verlegen, wie Gluck, Haydn, Mozart, Rossini, Schubert oder Beethoven. Einer der Mitarbeiter von Artaria, der aus Bellinzona gebürtige Tranquillo Mollo, gründete Ende des 18. Jahrhunderts einen eigenen Musikverlag und trat für Jahrzehnte in enge Konkurrenz zu seinem Stammver­ lag. Die Kontakte zur italienischen Verlagswelt versuchten beide Verlage auf­ rechtzuerhalten (Hall 1985 : 53, Ricaldone 1986 : 132f.).238 Für die Buchbestände aufschlussreich ist eine Analyse der Leihbibliotheken, deren Bestände relativ gut aufgearbeitet sind. Vor allem Alberto Martino hat sich um die Bearbeitung der habsburgischen Leihbibliotheken verdient ge­ macht. Die Vorläufer der im 19. Jahrhundert blühenden Leihbibliotheken, die Lesekabinette, hatten bereits den Anspruch – freilich auf bestimmte Kreise der Gesellschaft beschränkt –, eine sozialintegrative und gesellige Funktion aus­ zuüben, was sich auch in der Wahl der Bücher, die sie ihrem Publikum zur Verfügung stellten, niederschlagen sollte. Insgesamt stellten die Leihbibliothe­ ken als Multiplikatoren der Werke, die sie in ihr Repertoire aufnahmen, eine bedeutende Rolle im literarischen Leben der jeweiligen Zentren dar, standen aber auch als Begleiterscheinung der etwa seit der Mitte des 18. Jahrhunderts in Gang gekommenen emanzipatorischen Umwandlung der Gesellschaft für eine gewisse Demokratisierung der Lektüre. In Wien variierten diese Leseeinrich­ tungen von etwa vier Leihbibliotheken im Jahr 1797 bis zu 29 im Jahr 1880239, womit ein absoluter Höchststand erreicht war. Ab den Achtzigerjahren ging die Zahl der Leihbibliotheken zugunsten der sukzessive aufkommenden Volks­ bibliotheken zurück (Martino 1979 : 120, 141). Die Aufstellung in Tabelle 19 spiegelt die Entwicklung der Zahlen italienischsprachiger Werke in den Leih­ bibliotheken Wiens zwischen 1772 und 1905 wider. 238 Auch die Untersuchung der Präsenz italienischsprachiger Periodika in der Monarchie könnte interessanten Aufschluss geben über den italienisch­ österreichischen intellektuellen Austausch. Eine diesbezügliche Bestandsaufnahme solcher Zeitschriften und Zeitungen in den österrei­ chischen Bibliotheken, die anschließend mit den tatsächlich in italienischsprachigen Territorien produzierten Periodika korreliert werden müsste, um aus dem jeweiligen Zahlenverhältnis die Bedeutung dieser Präsenz ermessen zu können, ist jedoch im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht zu leisten. Vgl. zu Zeitschriften in Italien im relevanten Zeitraum Bertoni Jovine (1959) und Dresler (1934). 239 Anfang der Neunzigerjahre des 19. Jahrhunderts konnten die 20 Leihbibliotheken Wiens eine Million Entlehnungen bei einem Bestand von rund 350.000 Bänden und einem Kundenstamm von 6.000 AbonnentInnen verzeichnen (Martino 1982 : 316).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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