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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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302 Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen trifft dies auf die Rolle der VermittlerInnen keineswegs zu, da diese nicht nur aufgrund ihrer oftmaligen Tätigkeit als ÜbersetzerInnen als »Zweitberuf«, son­ dern auch wegen ihrer nicht geschützten Berufsbezeichnung als ÜbersetzerIn über geringes Prestige verfügen – ein weiterer Beweis für die relativ schwache Strukturierung des Vermittlungsraumes. Das vierte bourdieusche Prinzip der Funktionsregeln des Feldes ist die Re­ produktion des Feldes als Bedingung für seine soziale Dauer. Die Dynamik und damit auch der Fortbestand des Feldes ergibt sich unter anderem aus dem schrittweisen Ersatz herrschender AkteurInnen und Institutionen durch ehe­ mals von ihnen Beherrschte, die sukzessive die dominanten Positionen im Feld einnehmen. Die Reproduktion des Feldes durch den Kampf der AkteurInnen bedeutet demnach nicht die exakte Reproduktion seiner Elemente, sondern sei­ ner Struktur – und damit seiner Ordnung (vgl. Papilloud 2003 : 73). Die Sicher­ stellung der Reproduktion des Feldes ist nun auf den Raum der Vermittlung ebenfalls zutreffend, allerdings nur unter bestimmten Aspekten. Grundsätzlich löst sich der Vermittlungsraum in seiner Struktur, innerhalb der er eine Vermitt­ lung hervorgebracht hat, auf, doch verschwinden damit nicht alle Elemente des Raumes von der Bildfläche, sondern setzen sich in unterschiedlichen Konstella­ tionen und zu unterschiedlichen Zeiten zu neuen Raumstrukturen zusammen. Neu entstandene Vermittlungsräume weisen stets bestimmte Konstanten auf, auch bleiben viele Traditionslinien erhalten, doch werden diese stets neu »ge­ mixt« und im Rahmen der Einsätze der AkteurInnen neu verhandelt. Somit ist auch der Aspekt der Erneuerung als eine der Bedingungen des Fortbestehens des Feldes, vorrangig verkörpert durch die Positionen seiner AkteurInnen, dem Raum der Vermittlung eingeschrieben : Auch an seine Existenz ist der sukzessive Ersatz von AkteurInnen gebunden, doch schafft der für den Vermittlungsraum charakteristische und durch die unterschiedlichen Vermittlungsarten bedingte stete Wechsel in der Beziehung zwischen den AkteurInnen Relationalitäten, die der Vorstellung vom Kampf um die Positionierung neuer AkteurInnen im literarischen Feld entgegenstehen. Was also von Bourdieu als »Reproduktion des Feldes« und damit seines – wie immer gearteten – Fortbestandes bezeichnet wird, ist im Falle des Raumes der Vermittlung eine stete Neukonstitution, die für die Existenz dieses Raumes konstitutiv erscheint. Wie jedoch ist das Phänomen der Vermittlung, das Moment der Verknüp­ fung im Detail zu erklären ? Wenn die Befassung mit kulturellen Transferpro­ zessen den Blick auf die Übergangsbereiche lenkt, an denen der produktive Aus­ tausch zwischen Kulturen stattfindet, so ist erkennbar, dass die bourdieuschen und in seinem unmittelbaren Umfeld entwickelten Konzepte nicht zur Gänze
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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