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Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 335
Schriften aus dem 15. bzw. 16. Jahrhundert anfertigte und mit Fußnoten versorgte,
sondern den Translaten auch jeweils eine ausführliche »Einleitung« mit Informati
onen zu den Entstehungsbedingungen der Texte und ihrer Rezeption über die Jahr
hunderte voranstellte. Vorrangig kommt hier kulturelles Kapital in konzentrierter
Form zum Einsatz, das der Translator durch die Übersetzung an sich (profundes
Sachwissen als Grundlage), die Einleitung (explizite Manifestation seines Wissens
durch Abfassung eines eigenständigen Textes) und durch den wissenschaftlichen
Anmerkungsapparat (fachspezifisches Detailwissen) zum Ausdruck bringt.
Die Fußnoten mit kurzer Notiz stammen je zur Hälfte von Übersetzern und
Herausgebern. Auffallend ist, dass alle Fußnoten von Übersetzern Lyriktexten
beigefügt sind, während die von Herausgebern verfassten Fußnoten 2 Fachtexte
betreffen, eine Erzählung und einen Tragödien Ausschnitt. Die Übersetzer
Fußnoten beziehen sich zum überwiegenden Teil auf Erläuterungen einzel
ner Textpassagen und enthalten zusätzlich Informationen zur Entstehung des
Werks bzw. biografische Angaben zum Autor. Sie dienen der Explikation des
Texts und sind als Bemühungen der Übersetzer zu interpretieren, bei der Le
serin bzw. beim Leser eine kompetente Aufnahme zu gewährleisten. Die Fuß
noten der Herausgeber enthalten Quellenangaben über den Original Abdruck
des Texts sowie Informationen zur Bedeutung des jeweiligen Texts in seinem
Original Zusammenhang. Damit versuchen sie, der Übersetzung einen hohen
symbolischen Wert zu verleihen, und machen zusätzlich Werbung für das eigene
Publikationsorgan bzw. den eigenen Verlag.
Verlagsanzeige und Presseurteil
Um solche Werbemaßnahmen geht es auch bei den Verlagsanzeigen und Pres
seurteilen, die in erster Linie verkaufsfördernden Charakter haben sollen. Ge
nette stellt diese Paratextform unter die Kategorie der Epitexte, die »irgendwo
außerhalb des Buches« publiziert werden, räumt jedoch ein, dass diese auch
nachträglich in den Peritext aufgenommen werden können (Genette 2001 : 328).
Dies dürfte auch auf das vorliegende Korpus zutreffen. Ein im engeren Sinn als
Verlagsanzeige zu bezeichnender Paratext liegt in vier Fällen vor : So preist der
Wiener Verlag auf der dem Titelblatt folgenden Seite des Dramas Tragödien der
Seele von Roberto Bracco (154) ein anderes Werk desselben Autors als besonders
erfolgreich an. Die Anmerkung in der Anzeige, dass die angepriesene Komödie
»dauerndes Repertoirestück der meisten Bühnen« ist, verweist auf den hohen
Legitimationswert des Verfassers und somit auf die Darstellung seines sym
bolischen Kapitals. Im zweiten Fall handelt es sich um Novellen D’Annunzios
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Subtitle
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Author
- Michaela Wolf
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 442
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437