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Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 343
spätere Brahmsforschung grundlegenden umfassenden Brahmsbiografie und
vor allem als Neu Übersetzer und Bearbeiter zahlreicher Operndichtungen von
Massenet, Mozart, Smetana, Tschaikowskij, Wolf Ferrari, u.a. Seine Tätigkeit
als Jurymitglied verschiedener Literaturpreise schließlich rundet, wie bereits
erwähnt, seine Rolle als Polyfunktionär im Kulturbetrieb im klassischen Sinn
ab. Aus den genannten Tätigkeitsfeldern leitet sich ein weit gespanntes Netz
von AkteurInnen ab, die für die Vermittlung kultureller Produkte ausschlag
gebend sind. Die im untersuchten Korpus inkludierte Übersetzung Kalbecks
von Mozart’s Don Juan. Nach dem italienischen Original des Da Ponte für die deut-
sche Bühne frei bearbeitet und mit einem Vorwort versehen von Max Kalbeck (318d,
1886) beinhaltet, wie bereits besprochen, einen Paratext, in dem auf dieses aus
geprägte soziale und auch symbolische Kapital zurückgegriffen wird und das
nicht zuletzt dadurch die vielschichtigen Vermittlungsprozesse, die seinem Wir
ken zugrunde liegen, widerspiegelt.
Als bedeutende Vermittler im wissenschaftlichen Feld können Albert Ilg,
Hans Semper oder Julius Glaser genannt werden. Albert Ilg (1847–1896) war
Kunsthistoriker, Direktor des Kunsthistorischen Museums in Wien, Kunstre
ferent verschiedener Wiener Zeitungen und Schriftsteller. Er war auch durch
seine Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen einer von ihm gegründeten literarisch
künstlerischen Gesellschaft (mit Adam Müller Guttenbrunn, H. Grasberger,
E. Wengraf und anderen) bekannt, die sich zusammenfand, um Missstände
des öffentlichen Lebens und des Kunstbetriebes zu bekämpfen (vgl. Rossba
cher 1992 : 457f.). Zwei ausführlich kommentierte Übersetzungen bedeutender
kunsthistorischer Schriften (102, 282) erschienen im Braumüller Verlag. Seine
einflussreiche Rolle als Vermittler ist spätestens seit 1888 durch seine Heraus
gabe der Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und
der Neuzeit im Wiener Graeser Verlag dokumentiert, wo er die Veröffentlichung
zahlreicher kunsthistorischer Quellentexte veranlasste (als Übersetzung aus
dem Italienischen 531, 854 und 948).
Auch Hans Semper (1845–1920), Professor für Kunstgeschichte an der Uni
versität Innsbruck, verfasste zahlreiche Werke über bildende Kunst und über
setzte und edierte unter anderem Das Leben des Donatello von Giorgio Vasari
(1246). Semper errang für seine kunstschriftstellerische Tätigkeit zahlreiche
Preise und war Mitglied einiger bedeutender internationaler wissenschaftli
cher Gesellschaften. Damit sowie als international anerkannter Rezensent für
zahlreiche einschlägige Zeitschriften verfügte er nicht nur über ein beachtliches
symbolisches Kapital, sondern war auch – zumindest im wissenschaftlichen Feld
– als bedeutender Vermittler im Wissenstransfer seines Fachgebietes tätig.
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Subtitle
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Author
- Michaela Wolf
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 442
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437