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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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366 Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen und mehr zu verlieren begann« eine neue Qualität erfahren. Das dem Beamten Schneider eingeschriebene und durch eine solche »gefestigte Weltanschauung« gekennzeichnete Ordnungsprinzip lebt in trautem Einklang mit einer sprach- lichen Situation, die in der Kurzgeschichte als »chaotisch« beschrieben wird : »Von mehreren Sprachen hatte er je ein Stückchen Mensch, von keiner einen ganzen Menschen erhalten – aber dieses Chaos war seine Heimat«.291 Das hier beschriebene hybride Subjekt ist für die Habsburgermonarchie insofern kons- titutiv, als es sich in unterschiedlichen Ausformungen und differenten Kontex- tualisierungen durch alle soziale Schichten und kulturelle Gruppierungen zog – so gesehen ist die Monarchie als Gebilde aus vielen »Stückchen Mensch« vorstellbar, die durch komplexe Übersetzungsprozesse ihren Alltag zu meistern suchten und nicht zuletzt dadurch das plurikulturelle Geflecht des Vielvölker- staates ausmachten. Modell : Der Kommunikationsraum Habsburgermonarchie Unter den hier skizzierten Voraussetzungen wird die Habsburgermonarchie als hybride Welt konzipiert, in der und mit der kontinuierlich Interaktionsprozesse stattfinden. Das nachstehende Modell sucht die Komplexität der Bezugsmög- lichkeiten und Kommunikationszusammenhänge zu erfassen und schematisch darzustellen. Wie sich zeigt, sind vier große Bereiche poly- bzw. transkultureller Kontextualisierungen freizulegen, die voneinander nicht abgrenzbar sind und stets miteinander interagieren. Zunächst handelt es sich um den komplexen plurilingualen und plurikulturellen Kommunikationsraum der Habsburgermo- narchie, einen »polytheistischen Raum« (Lyotard 1977, zit. nach Strutz 1992 : 331),292 der durch ethnische und sprachlich-kulturelle Dichte gekennzeichnet ist. In diesem Raum dominieren Prozesse, die auf kontinuierlichen Austausch- bewegungen zwischen den verschiedenen ethnischen und sprachlichen Grup- pierungen quer durch alle sozialen Schichten beruhen, was diesen Prozessen auch in besonderem Maß eine Alltagsbezogenheit verleiht. In den Territorien des »polykulturellen Translationsraumes« und des »exogenen kulturellen Fel- des« findet die Schaffung jener kulturellen Produkte statt, die zum einen aus der Interaktion von Elementen innerhalb der Monarchie resultieren und zum 291 Sogar die nüchterne Österreichische Statistik spricht im Rahmen der Volkszählung von »unge- mein verwickelten sprachlichen Verhältnissen« (Österreichische Statistik 1912 : 58*). 292 Vgl. zum Begriff »gelebter Kommunikationsraum« im Kontext der »Räumlichkeit der sprach- lichen Kommunikation« Krefeld (2004 : 19ff.).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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