Page - 25 - in Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
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EINIGE TAGE Ă„GYPTEN
25 Ă„hnliche Holzfahrzeuge mit etwas weniger Dekor
werden heute auch noch in der Altstadt des palästi-
nensischen Nablus verwendet. Wenn sich allerdings
Israel weiterhin so intensiv mit massiven Panzereinsät-
zen und Sprengungen ganzer Altstadthäuser darum
bemüht, die engen Gassen dieser äußerst wertvol-
len historischen Medina, deren Grundmauern bis in
die Römerzeit reichen, durch ihr Zerstörungswerk auf
Panzerbreite aufzuweiten, wie das 2002 gemacht
wurde, wird man sie dort wohl bald nicht mehr
brauchen. Die Altstadt von Nablus gehört zweifellos
zum Weltkulturerbe der Menschheit und sollte in die
UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen
werden.
Auch heute noch gibt es in den islamischen Märkten
auch in Kairo ein klares Konzept fĂĽr die Anordnung
der unterschiedlichen Produktionen und Produkte. In-
nerhalb eines islamischen Bazars darf nicht alles an
jeder beliebigen Stelle hergestellt bzw. angeboten
werden. Darin unterscheidet sich ein islamischer deut-
lich von einem europäisch christlichen Markt. Die Posi-
tion im Markt hängt mit den Emissionen eines Produk-
tes bei seiner Herstellung oder bei seiner Lagerung
und mit der auch inhaltlichen Nähe zum religiösen,
schulischen und auch wissenschaftlichen Zentrum in
und um eine Moschee zusammen. Die Emissionen
können geruchlicher oder akustischer Natur in der
Atmosphäre sein oder im Wasser mit dessen Verun-
reinigung in Verbindung stehen und beziehen sich in
aller Regel auf die Freitagsmoschee. Das Gebet soll
weder durch Lärm noch durch Geruchsbelästigung
gestört werden.
Gerbereien beispielsweise produzieren einen un-
glaublichen Gestank. Diese mĂĽssen daher so im Ge-
fĂĽge der Stadt liegen, dass die Hauptwindrichtung
die Geruchsemissionen im Regelfall aus der Stadt
bläst. Färbereien müssen so positioniert sein, dass
das Wasser, das sie brauchen, niemand mehr da-
nach benutzen muss. Das Wasser muss die Stadt
nach Durchlaufen von Gerbereien und Färbereien
verlassen. Daher liegen in der Regel auch die Textil-
und Ledergeschäfte eher weit ab vom Zentrum am
Rande der Stadt. Kesseltreiber verursachen störenden
Lärm. Auch diese und damit auch die angeschlos-
senen Läden zum Verkauf von Kesseln müssen eine
möglichst große Distanz zur Moschee aufweisen.
Kaffeehäuser und Gewürzstände dürfen schon et-
was näherliegen, Parfümerien noch näher. Die Ge-
werbe der Wissenschaften hingegen, die Kopisten,
Schreiber, Buchhändler, die auch für die mit den
Moscheen verbundenen Schulen oder Universitäten,
den Medresen, den Koranschulen benötigt werden,
liegen gleich neben den groĂźen Moscheen. Buch-
druckereien, Buchbinder hingegen mĂĽssen schon
Die Fenster im ObergeschoĂź des monolithischen
Hausmodells aus Ägypten ähneln denen auf den
Grabstelen von Axum in Ă„thiopien, die dort Hoch-
häuser darstellen. Die bis zu 33 m hohen und bis zu
517 Tonnen schweren “Affenkopfstelen” von Axum
aus dem 1. bis frĂĽhen 4. Jh. n. Chr. stellen vielge-
schoßige Hochhäuser mit allen Details dar. Viele
Archäologen interpretieren sie als teilweise etwas
übertriebene Darstellungen der sabäischen bzw.
himyaritischen Hochhäuser der damaligen Zeit im
Jemen. Hier wird frĂĽher gegenseitiger Einfluss zwi-
schen den Kulturen auf beiden Seiten des Roten
Meeres deutlich.
Belegt ist ein mehr als 2500 Jahre währender Kon-
takt zwischen Nordäthiopien, Eritrea, Dschibuti und
dem Sudan auf afrikanischem Territorium und dem
Jemen andererseits. Dieser Kontakt dĂĽrfte in man-
chen Phasen friedlich, in anderen kriegerisch vor
sich gegangen sein. Durch solche Kontakte werden
Ideen technischer und kultureller Art transportiert. Die
Fenster sind hier nur ein Aspekt. Ă„hnlich und auch
anders geteilte Fenster kannte man auch im gesam-
ten Imperium Romanum. Davon zeugen zahlreiche
Architekturdarstellungen in Mosaiken und Wand-
malereien und Funde in den verschütteten römischen
Städten am Fuße des Vesuvs.
Im zweiten ObergeschoĂź des Hausmodells im
Ă„gyptischen Museum sind die Fenster vergittert dar-
gestellt. Den Gittertyp mit rautenförmigen Öffnungen
findet man heute noch in Ă„gypten und auch in ganz
Arabien. Die BrĂĽstung der Dachterrasse des Haus-
modells verfĂĽgt ĂĽber SchieĂźscharten. Es handelte
sich also wohl um ein einzeln stehendes Haus, nicht
um ein Haus im städtischen Verband.
Altstadt von Kairo
Nach Verlassen des Museums durchstreifte ich
die Altstadt von Kairo. Im Bereich des Obst- und
GemĂĽsemarktes gab es Berge von Orangen, To-
maten, RĂĽben, Bananen, Zwiebeln, Datteln und
vieles andere. Interessanterweise gab es immer
noch etliche der kleinen Holzfahrzeuge, die frĂĽher
eigens fĂĽr die engen Gassen der Innenstadt und
des Marktes angefertigt wurden und so schmal
sein mussten, dass zwei davon aneinander vor-
beifahren konnten. Sie dienten dem Transport der
VerkaufsgĂĽter und zum Teil auch selbst als Verkaufs-
stände. Sie sind wie Schubkarren gebaut. Es sind
Einachser mit aufwendig gedrechselten Speichen
bei den Rädern und mit gedrechselten Handgriffen
und StĂĽtzen zum Abstellen auf der schwereren Sei-
te. Zum Teil sind die Fahrzeuge auch sehr differen-
ziert farbig gestaltet.
Table of contents
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ă„gypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- ZurĂĽck entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix