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Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
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108 schungsstrategisch ist eine solche Rolle generell nicht erstrebenswert.356 Ein In- terviewpartner schrieb mir einmal im Vorfeld einer Erhebung, dass er sich schon auf ein gutes Feedback freuen würde. Ich erwiderte darauf, dass ich in keiner Weise komme, um zu evaluieren oder Feedback zu erteilen, sondern vielmehr, um von den Lehrpersonen zu lernen und ihre Stimmen als Experten wahrzu- nehmen. Auch wenn dieser Lehrer nicht erwarten musste, dass die Beobachtung und das Interview meinerseits irgendwelche Folgen nach sich ziehen, war es dennoch wichtig, ihm nicht das Gefühl zu geben, sich beweisen zu müssen. Eine weitere Rolle, die der interviewenden Person zugeschrieben werden kann, ist die Rolle eines „Komplizen“. Dabei wird der Interviewer als Mitstrei- ter „in einem Macht durchsetzten Handlungsfeld“357 gedeutet und ihm ein ganz besonderes Vertrauen entgegengebracht, „das darauf basiert, dass man zentrale normative Orientierungen teilt“358. Der Komplize/die Komplizin ist „eine/r von  uns“. Diese Rolle ist prinzipiell in Interviews mit Lehrpersonen eine inter- essante Option, da sie hochgradig vertrauensfördernd ist: „The assessment that the researcher is an accomplice is an incalculable advantage for the interview. The interviewer gains access to confidential information, she or he can build on the high level of openness and honesty of the answers, and she or he is given insights into real strategies and action orientations that go well beyond official aims and objectives or legitimation patterns.“359 Ich habe den Lehrpersonen immer gesagt, dass ich persönlich der Meinung bin, dass man in den universitären Fachdidaktiken die Stimmen der Lehrer/innen und ihre Erfahrungen in der Praxis bisher zu wenig berücksichtigt hat. Darüber hinaus wies ich vor den Interviews immer auch beiläufig darauf hin, dass ich selbst in einer Schule unterrichte, was zum damaligen Zeitpunkt der Fall war. Damit versuchte ich zusätzlich zur Rolle des Co-Experten ein wenig die Rolle eines Komplizen einzunehmen. Rückblickend habe ich den Eindruck, dass auch dies der Offenheit der Gesprächssituation zuträglich war. Die bewusste Einnah- me einer Komplizenrolle ist für Interviews mit Lehrpersonen sicherlich förder- lich, allerdings nur, wenn sie nicht gespielt ist und nicht gegen die innere Über- zeugung der interviewenden Person eingenommen wird. 356 Vgl. Bogner u. a. 2014, S.  54. 357 Bogner u. a. 2014, S.  53. 358 Ebd. 359 Bogner/Menz 2009, S.  67.
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Von PISA nach Wien Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
Title
Von PISA nach Wien
Subtitle
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Author
Roland Bernhard
Publisher
WOCHENSCHAU Verlag
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7344-1234-9
Size
14.8 x 21.0 cm
Pages
284
Category
LehrbĂĽcher

Table of contents

  1. Vorwort 5
  2. 1. Einleitung 9
  3. 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
    1. 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
    2. 2.2 Berufsbezogene Ăśberzeugungen 26
    3. 2.3 Forschungsfragen 36
    4. 2.4 LiteraturĂĽbersicht 38
    5. 2.4.1 Kategorien der LiteraturĂĽbersicht 38
    6. 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenĂśberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
    7. 2.4.3 Diskussion der LiteraturĂĽbersicht 71
  4. 3. Forschungsdesign und Methode 77
    1. 3.1 Empirische Zugangsweise 77
    2. 3.2 Qualitative Experteninterviews 81
    3. 3.3 Erstellung des Erhebungsinstruments 84
    4. 3.4 Stichprobe und Vorgehen bei der Datenerhebung 90
      1. 3.4.1 Stichprobe 90
      2. 3.4.2 Kontaktaufnahme 93
      3. 3.4.3 Methodologischer Exkurs: Geschichtsdidaktische qualitativ-empirische Feldforschung und das Problem des sozialerwĂĽnschten (Antwort-)Verhaltens 99
    5. 3.5 Vorgehen bei der Datenaufbereitung und -analyse 109
  5. 4. Ergebnisse 113
    1. 4.1 Kompetenzverständnis im Zusammenhang mit Geschichtsunterricht 114
      1. 4.1.1 Fachspezifisch vs. fachunspezifisch 114
      2. 4.1.2 Konstruktion des Kompetenzverständnissesdurch Lehrpersonen 144
    2. 4.2 Einstellungen zu (historischer) Kompetenzorientierung 161
      1. 4.2.1 Emotionale Nähe bzw. Ferne 162
      2. 4.2.2 Exkurs: ĂśberprĂĽfung der IntercoderĂĽbereinstimmung 165
      3. 4.2.3 Darstellung der Ergebnisse 170
    3. 4.3 Vorbehalte von Lehrpersonen gegenĂĽber Kompetenzorientierungverstehen 173
      1. 4.3.1 Zusammenhang zwischen Fachspezifität und Sympathie 177
      2. 4.3.2 Kompetenzorientierung als „von oben verordnet“ 182
      3. 4.3.3 Historische Kompetenzorientierung und der PISA-Schock 191
      4. 4.3.4 Kompetenzen könnten das Wissen verdrängen 194
    4. 5. Auflistung und Zusammenfassung der Ergebnisse 205
  6. 6. Fazit 215
  7. 7. Literaturverzeichnis 233
  8. 8. Abbildungsverzeichnis 253
  9. 9. Tabellenverzeichnis 254
  10. 10. AbkĂĽrzungsverzeichnis 255
  11. 11. Personenverzeichnis 256
  12. Anhang 1: Fragebogen fĂĽr Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
  13. Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277
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