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Was die emotionale Nähe oder Ferne der Lehrpersonen zu Kompetenz-
orientierung betrifft, wurde durch die Analyse der Interviews deutlich, dass das,
was Lehrpersonen unter Kompetenzorientierung verstehen, von einer Mehrheit
gutgeheißen wird, dass es aber auch starke Vorbehalte und Ängste in diesem Zu-
sammenhang gibt bzw. dass das, was Lehrpersonen unter Kompetenzorientie-
rung verstehen, von fast der Hälfte mehr oder weniger stark abgelehnt wird.
Trotz der in diesem Zusammenhang durchgeführten Intercoderübereinstim-
mungsprüfung zeigen sich folgende Einschränkungen zu diesem Befund: Wenn
die oben genannten Ergebnisse zum Verständnis von Kompetenzorientierung
unter Lehrpersonen ernst genommen werden, dann wird klar, dass sich die in
den Interviews geäußerten Anzeichen von Sympathie oder Antipathie zu einem
großen Teil nicht auf das historische Denken beziehen (historische Kompetenz-
orientierung), sondern auf ein unspezifisches undefiniertes Konstrukt. Als ein
plastisches und das eben Gesagte verdeutlichendes Beispiel sei an dieser Stelle
noch einmal aus den Daten zitiert. Lehrperson N1_f sieht „Kompetenztraining“
als das leitende Prinzip ihres Geschichtsunterrichts. Ihr Kompetenzverständnis
hat allerdings sehr wenig mit historischen Kompetenzen zu tun. Kompetenztrai-
ning bedeutet für diese Lehrperson, dass die Schüler/innen Inhalte aus dem
Schulbuch herausarbeiten und dadurch Wissen erwerben:
I-N1_f: B: Ja. Kompetenztraining. Kompetenztraining heißt jetzt in dem
Sinn, sie sollten unterwiesen werden in der Kompetenz des Erarbeitens eigenen
Wissens. Also wie kann ich mein eigenes Wissen erweitern. Im Nutzen die-
ses Geschichtebuches.
I: Okay. Also das heißt, jetzt realisieren Sie Ihre Kompetenzorientierung, in-
dem Sie die Schülerinnen und Schüler alleine arbeiten lassen.
B: Genau.
I: Aus dem Schulbuch.
B: Genau. Das heißt ein Wissenserwerb mit der nötigen Instruktion aus dem
Schulbuch herauszuholen und dann bekommen sie aber von mir eine Zusam-
menfassung noch. Weil ich beim Test selber nicht erwarten darf, dass das
Kind das Selber-Exzerpierte dann wirklich sich aneignet, und mögliche Test-
fragen, die ich dann gebe, da zum Besten bringt.
Alles, was diese Lehrperson über ihre emotionale Nähe bzw. Ferne zu Kompe-
tenzorientierung in dem Interview offenbart, muss im Licht dieser Aussagen in-
terpretiert werden. Diese Unbestimmtheit und Weite des Kompetenzbegriffes
macht es darüber hinaus notwendig, dass quantitative Erhebungen zu Einstel-
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Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Title
- Von PISA nach Wien
- Subtitle
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Author
- Roland Bernhard
- Publisher
- WOCHENSCHAU Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 284
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277